Heute begann unser Tag früh – zu früh. Um Punkt sechs Uhr morgens wurden wir vom lauten, fröhlichen Kreischen spielender Kinder am Pool geweckt. Während ich dadurch direkt hellwach war, schlummerte Kosi noch bis halb acht weiter. Irgendwann war aber auch für ihn Schluss mit Schlafen – der Tag wartete.
Kosi hatte eigentlich große Pläne: Heute wollte er unbedingt wieder ins Gym. Doch ich? Ich konnte mich überhaupt nicht aufraffen. Also saßen wir erstmal lange da, diskutierten und beratschlagten. Am Ende entschieden wir uns für die angenehmere Variante: Ab zum Pool und ein paar entspannte Runden schwimmen. Wobei entspannt? Schwimmen kann auch ganz schön anstrengend sein 😂
Danach gönnten wir uns zwei erfrischende Ananassäfte vom Stand gegenüber – ein echter Geheimtipp! Mit dem kühlen Getränk in der Hand machten wir uns auf den Weg in die Altstadt von Hoi An. Obwohl wir mittlerweile schon den fünften Tag hier sind, wirkt diese Stadt immer wieder wie ein kleines Wunder. Überall bunte Stoffe, Schneiderläden, kleine Verkaufsstände, Düfte und Farben. Es fühlt sich an, als würde man durch ein lebendiges Märchen spazieren.
Unterwegs fanden wir ein kleines, liebevoll eingerichtetes Lokal, das Joghurt mit frischem Obst anbot – unser Frühstück für heute!
Wir saßen lange dort und beobachteten die Menschen.
Danach ließen wir uns einfach treiben, bummelten durch die kleinen Gassen, entdeckten neue Wege und Winkel, die wir bislang übersehen hatten. Hoi An überrascht einen immer wieder aufs Neue. Diese Stadt ist einfach zum Verlieben.
Für Kosi fanden wir schließlich sogar ein neues Sommeroutfit – eine kleine Sensation, denn bisher bestand sein Rucksack quasi nur aus Fußballshirts. Jetzt hat er endlich ein normales, luftiges Outfit – ich war begeistert! Und wir haben sogar richtig gut gehandelt - mehr als die Hälfte des Preises runter.
Später entdeckten wir ein unschlagbares Angebot: Zwei Kokosnüsse kaufen, eine gratis dazu. Drei Minuten später saßen wir auf kleinen Holzhockern, jeder mit einer Kokosnuss in der Hand. Perfekt.
Doch gegen Mittag schlug die Hitze mit voller Wucht zu – laut Thermometer waren es mittlerweile 41 Grad. Sightseeing war damit endgültig gestrichen. Die Sonne brannte auf die Schultern und obwohl wir diese gut eincremten, wurden sie schon leicht rot. Wir flüchteten zurück zum Pool und verbrachten zwei Stunden im Schatten, kühlten uns ab, dösten ein wenig.
Irgendwann wurde mir aber langweilig, also suchte ich mir ein kleines Nagelstudio. Für nur zehn Euro bekam ich dort eine entspannende Maniküre mit Gel-Nägeln – ein bisschen Luxus zwischendurch, den ich richtig genossen habe. Kosi blieb währenddessen am Pool und tankte Ruhe (oder schlief).
Am Nachmittag spazierten wir noch einmal gemeinsam durch die Gassen – mit einem ganz bestimmten Ziel: italienische Pasta! Keine Reisgerichte heute, keine Pho – heute hatten wir Lust auf richtig gute Nudeln. Keine asiatischen Nudeln. Etwas ganz anderes. Und siehe da: Das Restaurant übertraf unsere Erwartungen. Köstlich! Wir bekamen zwei mal Spaghetti mit Tomatensauce.
Manchmal ist ein kleiner kulinarischer Ausflug in die Heimat einfach genau das Richtige – nach Monaten mit beinahe ausschließlich lokaler Küche. Denn jeden Tag zu Mittag und am Abend nur Gemüse und Reis wird auch irgendwann eintönig…
Auf dem Rückweg holte sich Kosi noch eine Pizza und ich ein Eis. Weil die Nudeln ja nicht reichten. Jeder, was er gerne hat – Prioritäten halt.
Zwischen 17 und 19 Uhr gönnten wir uns eine kleine Pause. Denn heute ist unser letzter voller Tag in Hoi An – morgen geht's weiter. Und diesen Abend wollten wir noch einmal richtig auskosten.
Wir hatten in den vergangenen Tagen kleine Laternen und Lichter-Boote gebastelt – heute war der perfekte Moment gekommen, sie zu Wasser zu lassen. Wir zündeten die Kerzen an, flüsterten einen Wunsch und ließen die Lichterschiffe langsam auf dem Fluss treiben. Ein wunderschönes Ritual, das uns sehr berührt hat. Die Einheimischen empfehlen allen Besuchern, einmal ein „Wunsch-Boot“ in den Fluss zu werfen. Man sieht daher im ganzen Fluss leuchtende Kerzen. Richtig schön!
Danach ließen wir den Abend gemütlich in einer Bar ausklingen.
Irgendwie war dieser Tag anders als die anderen. Wir haben viel geredet – über die Zukunft, über das Danach. Wo geht es hin, wie soll es weitergehen? Das Reisen bringt nicht nur Abenteuer, sondern auch viele Gedanken mit sich. Und gerade heute wurde uns wieder bewusst, wie unglaublich dankbar wir sein können, all das gemeinsam erleben zu dürfen. Zu zweit die Welt entdecken, Erinnerungen schaffen – das ist ein großes Geschenk.
Natürlich ist es nicht immer einfach. 24/7 zusammen zu sein, ohne Rückzugsort, ohne richtiges Zuhause, kann anstrengend sein. Gerade wenn man, so wie ich in den letzten Tagen, nicht ganz fit ist. Dann sehnt man sich nach einem sicheren Ort, einem Bett, das einem gehört. Oder einem Zuhause. Und doch: Kosi an meiner Seite zu haben, hat alles leichter gemacht.
Es ist spannend zu sehen, wie sich ein Alltag etabliert – selbst inmitten des Unbekannten. Früh aufstehen, ein bisschen Bewegung, abends spazieren gehen. Diese kleinen Routinen geben Struktur. Und doch – nach sechs Monaten Reisen sehnen wir uns langsam auch nach frischer Kleidung. Der Rucksackinhalt ist längst durchgetragen, weiße Shirts sind mittlerweile eher beige… Man wünscht sich manchmal einfach nur: alles raus, alles neu. Einmal den ganzen Rucksack ausleeren; wegschmeißen und neu einpacken.
Ich habe mich zum Beispiel in den letzten zwei Wochen nicht einmal geschminkt – was bei mir ohnehin nur Wimperntusche bedeutet – aber selbst das ließ ich weg. Und plötzlich merkt man, wie man sich ein wenig gehen lässt. Umso mehr tat mir heute mein kurzer Beauty-Ausflug gut. Es sind oft die kleinen Dinge, die einem ein Gefühl von Frische, „gepflegt sein“, von „sich selbst sein“ zurückgeben.
So, das war unser Tag 182.
Mit Sonne auf der Haut, Kokosnuss in der Hand, Gedanken im Kopf und einem Lächeln im Gesicht sagen wir wie immer:
Bussi Baba,
Kosanni
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