Aufstehen, trainieren, frühstücken – gibt’s eigentlich einen besseren Start in den Tag? Wahrscheinlich nicht. Genau so begann auch unser zweiter Tag hier in Hongkong, bevor wir beschlossen, es heute mal etwas entspannter anzugehen. Am Vormittag ist hier sowieso nicht allzu viel los, also ließen wir uns Zeit und machten uns erst gegen 11 Uhr auf den Weg ins Getümmel.
Unser Ziel: Mong Kok – ein Viertel auf der Halbinsel Kowloon, das für seine unfassbare Dichte an Menschen, Shops, Straßenmärkten und Hochhäusern bekannt ist. Der Name bedeutet übersetzt übrigens so viel wie „heißer Winkel“ und das passt. Hier tobt das Leben. Es ist bunt, laut, eng – und genau das ist echt interessant.
Erster Stopp: der Ladies’ Market. Der Name ist ein bisschen irreführend, denn hier gibt’s nicht nur was für Damen. Die Straße – offiziell die Tung Choi Street – ist berühmt für ihre Marktstände, die sich wie eine nie enden wollende Schlange aneinanderreihen. Man findet dort gefälschte Markenartikel, Souvenirs, Schmuck, Handyhüllen, Plüschtiere, Taschenlampen mit eingebauten Radios, Katzenohren zum Anstecken – kurz gesagt: Alles und nix. Es ist ein Paradies für SchnäppchenjägerInnen und ein Albtraum für Menschen mit Entscheidungsschwäche.
Direkt ums Eck liegt die Sneaker Street, offiziell die Fa Yuen Street. Für alle Sneakerheads ein absolutes Muss. In jedem zweiten Laden gibt’s die neuesten Modelle von Nike, Adidas, New Balance & Co., dazwischen aber auch echte Raritäten, Sondereditionen und teilweise echt gute Deals. (Leider nichts in Größe 46 für Kosi... eindeutig zu groß für Asien) Man hat das Gefühl, die Straße besteht nur aus Turnschuhen. Und Menschen. Und Neonlichtern.
Die Reizüberflutung ist real. Es blinkt, es piept, es ruft jemand, es riecht nach Street Food, es riecht nach Plastik, es riecht nach Räucherstäbchen. Überall Hochhäuser, schmale Seitengassen, Kabelsalat über den Köpfen – und dann diese absurden Entdeckungen: Man geht in irgendein unscheinbares Gebäude rein, drückt sich in einen alten Lift, fährt 20 Stockwerke hoch – und steht plötzlich in einem kleinen Shop, der weder online noch draußen ausgeschildert ist. Oft wirkt es, als ob sich die besten Spots hier verstecken. Man muss sich durchprobieren. Hinter jeder Tür könnte etwas Überraschendes warten – oder auch nur eine verlassene Etage mit kaputtem Neonlicht und knarrendem Boden.
In einem dieser Häuser landeten wir auf einer Etage, die scheinbar nur als Fotospot für stylisch gekleidete Jugendliche genutzt wird – weiße Wände, Graffiti, alte Sofas. Ein anderes Gebäude war einfach nur alt, verlassen und ein bisschen unheimlich… bis wir am Ende doch noch auf ein kleines, gut besuchtes Restaurant stießen. Das ist Hongkong: Überraschung an jeder Ecke.
Am Rückweg wollten wir noch zum Temple Street Night Market, aber leider waren wir zu früh dran – um 17 Uhr hatte da noch nichts offen. Der Markt ist nämlich erst am Abend so richtig lebendig und bekannt für Street Food, Wahrsagerinnen, Billigklamotten und den ganz eigenen Charme, den man nur schwer beschreiben kann. Aber keine Sorge, wir kommen bestimmt noch hin die Tage.
Auf dem Heimweg gönnten wir uns noch ein günstiges Hemd und einen Rock – denn bald steht ein Gala-Abend an und in Sportklamotten und mit stinkender Wäsche wollen wir da nicht unbedingt auflaufen. Was genau da auf uns zukommt? Das verraten wir euch in zwei Tagen…
Um 19 Uhr waren wir wieder zurück in unserem Zimmer. Eigentlich hatten wir geplant, nochmal rauszugehen, um den Night Market zu erkunden. Aber nach über 20.000 Schritten und einem vollen Tag waren wir einfach zu müde. Also blieben wir, streckten die Beine aus und ließen den Tag in Ruhe ausklingen.
Bussi baba,
Kosanni
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