Tag 167: Siem Reap (Tag 1)

Veröffentlicht am 17. Mai 2025 um 14:01

Tagwache! Der Tag begann – wie so oft – mit einer Grundsatzdiskussion: Welches Workout steht heute auf dem Programm? Wenn wir uns uneinig sind, dann meistens über zwei Dinge: Sport oder Essen. Kosi wäre am liebsten rund um die Uhr im Gym und würde ausschließlich Krafttraining machen. Ich dagegen brauche Abwechslung, ein bisschen Bewegung mit Spaß. Mein Vorschlag: ein Dance Workout. Seine Antwort? „Mag ich heute nicht.“ Zumba? Auch nicht. Oberkörpertraining wolle er machen… Und wie endete unsere 20-minütige Debatte? Natürlich im Fitnessstudio.

 

Der Weg dorthin dauerte etwa 15 Minuten. Obwohl es erst sieben Uhr morgens war, drückte die Hitze bereits wieder wie eine Wand auf uns nieder. Das Studio selbst war… sagen wir mal: charmant in die Jahre gekommen. Eine große Halle mit veralteten Geräten. Das Laufband war ein Gehäuse ohne Laufband, das Spinningbike ließ sich nicht verstellen – Improvisationstalent war gefragt. Kosi stürzte sich motiviert auf sein Oberkörper-Workout, ich hingegen ließ mich lustlos auf ein Rad sinken, trat ein wenig vor mich hin und versuchte einfach nur, die Zeit zu überbrücken. Der Tageseintritt kostete einen Euro – und ehrlich gesagt: genau so fühlte sich meine Motivation auch an. Hätten wir mehr bezahlt, hätte mich allein mein Gewissen zu einem ordentlichen Training gezwungen. Stattdessen strampelte ich ein bisschen und wechselte dann auf den Stepper, bis Kosi schließlich fertig war und sich zu mir gesellte. Er sah mich an und grinste: „Hattest heute nicht so richtig Lust, ge?“ Ich musste lachen. Ja, manchmal muss man eben Kompromisse eingehen.

 

Auf dem Rückweg versuchten wir unser Glück mit einem Matcha Latte. Fehlanzeige. Stattdessen entdeckten wir eine Schule, vor deren Eingang mehrere hunderte Mopeds dicht an dicht geparkt waren – kein Durchkommen mehr. Anscheinend gibt es hier keine anderen Verkehrsmittel für Schüler, und so fahrt jeder, ob 16 oder nicht, mit dem Moped zur Schule. So wie es aussah, waren mehr als die Hälfte noch nicht mal 15 Jahre alt… Es sah wirklich witzig aus – ein Meer aus Mopeds, wo sonst ein Gehweg wäre.

 

Zurück in unserer Unterkunft freuten wir uns aufs Frühstück. Kosi bestellte Eier mit Brot, ich – ganz gesund – ein Müsli. Tja. Müsli bedeutete hier: eine riesige Schüssel voller trockener Flocken und ein Mini-Milchbehälter à la „Schuss Milch im Kaffee“. Kennt ihr diese kleine Milchkanne, die man oft zu einem Verlängerten bekommt? Ja. Genausoviel Milch bekam ich zu meinem Müsli. Eine eher staubige Angelegenheit. Morgen also lieber etwas anderes.

 

Nach dem Frühstück packten wir lange Hosen und Shirts in den Rucksack und machten uns auf zu den Tempeln.

Unser erster Halt: Wat Bo – einer der ältesten buddhistischen Tempel in Siem Reap, ursprünglich aus dem 18. Jahrhundert. Die Anlage ist ruhiger als viele andere und wird von Touristen oft übersehen. Besonders beeindruckend sind die Wandmalereien im Hauptgebäude, die Szenen aus dem Reamker zeigen – der kambodschanischen Version des indischen Ramayana. Während wir durch das Gelände schlenderten, machten wir Fotos, Videos und versuchten, dem Sonnenbrand zu entkommen. Denn: Schultern und Knie müssen bedeckt sein – bei dieser Hitze ein echtes Abenteuer.

 

Danach ging’s weiter zum Old Market, auch Psar Chaa genannt. Hier gibt’s wirklich alles: frisches Obst, Kleidung, Schmuck, Souvenirs, getrocknete Gewürze, Fisch, Fleisch, Elektronikartikel und natürlich… viele neugierige Händlerinnen. Kaum bleibt man zwei Sekunden vor einem Stand stehen, ertönt es schon: „Good price! You try?“ Und zack, hat man plötzlich drei Armbänder in der Hand und ein Angebot fürs vierte. Wir schafften es aber, ohne jegliche Einkäufe durchzukommen.

Der Durst trieb uns schließlich in ein kleines Lokal, wo wir uns zwei riesige Kokosnüsse gönnten – für faire 1,20 Euro. Erfrischend, süß und genau das, was wir brauchten.

 

Mittlerweile war es Mittag und die Sonne war sooo stark, also machten wir uns langsam auf den Heimweg.

Auf dem Rückweg durchquerten wir die bekannte Pub Street.

 

Die Pub Street, offiziell als Street 8 bekannt, ist der wohl lebendigste Ort in ganz Siem Reap – besonders ab Einbruch der Dunkelheit. Hier reiht sich Bar an Bar, Street Food an Cocktails und entspannte Atmosphäre an ausgelassene Partystimmung.

Ursprünglich war die Gegend ein ruhiges Wohnviertel, doch mit dem wachsenden Tourismus rund um Angkor Wat entwickelte sich Pub Street in den letzten zwei Jahrzehnten zum absoluten Hotspot. Besonders beliebt ist sie wegen ihrer Vielfalt: Von günstigen Lokalen mit 50-Cent-Bier über Dachterrassen-Bars mit Livemusik bis hin zu schicken Cocktail-Lounges ist alles dabei.

Neben Essen und Trinken gibt’s hier auch viele kleine Shops, Massagesalons und Nachtmärkte. Ab etwa 18 Uhr wird die Straße für den Verkehr gesperrt – dann gehört sie ganz den Fußgängern.

Heute Abend wollen wir sie dann richtig erkunden.

 

Ein kurzer Stopp im Supermarkt entpuppte sich als kleines Abenteuer: Es gab alles – frisches Sushi, aufgeschnittenes Obst… und dann, zwischen den Snacks: getrocknete Spinnen. Einfach so. Im Regal. Kein Witz. Für einen Moment überlegten wir sogar, sie als Mutprobe mitzunehmen, aber die Vernunft siegte. Nein danke. Dann doch zu eklig.

 

Zurück in der Unterkunft sprangen wir direkt in den Pool. Abkühlung pur. Der Rest des Nachmittags verging mit Lesen, Ballspielen und einfach nur Sein.

 

Siem Reap – die Stadt ist mehr als nur das Tor zu Angkor Wat. Sie ist ein spannender Mix aus Moderne und Tradition. Man spürt das touristische Zentrum, aber ebenso das einfache, teils improvisierte Leben der Menschen hier. Wusstet ihr, dass viele Mönche hier nicht nur beten, sondern auch aktiv am sozialen Leben teilnehmen? Sie sind in Schulen eingebunden, segnen Häuser oder verkaufen kleine Mitbringsel rund um die Tempel – meist als Unterstützung für ihre Klöster. Ein faszinierender Teil der Kultur.

 

Was uns heute besonders auffiel: Viele Menschen schlafen einfach – überall. In Seitengassen, auf den Straßen, auf dem Boden in Fitnessstudios. Selbst Babys liegen schlafend neben ihren Müttern auf dem Asphalt. TukTuk-Fahrer hängen Hängematten quer durch ihre Gefährte und schlafen darin. Es gibt keine Struktur, keinen fixen Zeitplan. Hier gilt: Der Tag bringt, was der Tag bringt. Man stelle sich das mal bei uns vor – unmöglich. Aber irgendwie auch beneidenswert.

 

 

Am Abend machten wir uns schick. Heute wollen wir das Nachtleben von Siem Reap erleben. Die Pub Street soll ja ziemlich unterhaltsam sein – Bars, Musik, Straßenstände. Und ja, heute wird auch wieder mal ein wenig gefeiert – mit Cocktails und guter Laune. Heute wird ausnahmsweise mal wieder Alkohol getrunken. Mal sehen, was der Abend so bringt.

Was wir dabei erlebt haben? Das erzählen wir euch dann morgen.

 

Bussi Baba,
Kosanni

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