Herzlich Willkommen aus Mumbai! Jaaa, wir sind endlich in Indien angekommen. Bis es soweit kam, mussten wir erstmal raus aus Thailand. Dafür klingelte der Wecker bereits um 6 Uhr morgens und um 6:45 Uhr stand auch schon unser Taxi vor der Tür. Noch einmal kurz “Bussi Baba” sagen und los gings. Die Fahrt zum Flughafen dauerte ungefähr 60 Minuten. Auf dem Weg dahin sahen wir unzählige Pickups, mit Menschen beladen waren. Teilweise saßen 5-10 Personen hinten auf der Ladefläche und wurden herumkutschiert. Ein witziger Anblick so früh am morgen.
Kaum am Flughafen angekommen, konnten wir schon unsere Rucksäcke abgeben und aßen noch unser mitgenommenes Joghurt. Die Sicherheitskontrolle dauerte nicht lange und wir wären beide auch fast ohne Probleme durchgekommen. Hätte ich nicht etwas ganz spezielles eingepackt. Ob ihr es erraten könnt? Das bezweifle ich. Denn mein Rucksack musste dreimal durch die Kontrolle, vier MitarbeiterInnen standen am PC und starten verwirrt auf den Bildschirm - zeigten auf den Gegenstand und fragten sich, was ich doch in meinem Rucksack hätte. Dann kam einer mit Handschuhe und Mundschutz zu mir und zeigte: aufmachen. Ich musste schmunzeln, denn ich sah ja ebenso den Computer und wusste genau, was sie entdeckt hatten. Doch ich ließ ihn gerne herumsuchen. Einige Minuten vergingen, bis er den Gegenstand entdeckte - öffnete - und mich fragend ansah. Ich deutete ihn eine Geste und musste lachen. Auch er musste lachen und ging mit einem Schmunzeln zu seinen KollegInnen, um ihnen diese Geschichte zu erzählen. Auflösung gibt´s dann zum Schluss.
Dann holten wir uns noch etwas zu trinken und gingen zum Gate. Am Gate saßen bereits alles Inder, die uns anstarrten. Es war keine einzige Frau zu sehen - alles nur Männer. Und sie redeten, schrien, gestikulierten und aßen. Ach Gott, was die aßen. Eine Gruppe Männer hatte eine 5kg Müslipackung in der Hand, ein anderer einen 5kg Nusspackung. Alle Männer griffen gierig in die Packungen und schlangen alles hinunter. Die Hälfte flog dabei auf den Boden, weil sie versuchten zu viel in den Mund zu geben… ein grausiger Anblick. Aber… andere Länder, andere Sitten.
Auch beim Einsteigen ins Flugzeug musste ich nur den Kopf schütteln. Die Männer hielten sich fest, drängten durch den kleinen Flugzeuggang, schrieen durch die gesamte Maschine und verstanden nicht, wie sie zu ihren Sitzen kamen. Die Flugbegleiterin musste mehrmals den Männern erklären, wo die Nummer steht oder teilweise musste sie die Männer sogar extra zu ihren Plätzen begleiten.
Bevor wir dann wegflogen, standen die Inder immer wieder auf, wechselten die Plätze, setzten sich doch anders zusammen, fingen an zu singen und vieles mehr. Es wurde 20 Minuten lang einfach nur durch die Gegend gegangen und laut geredet… Mal kam einer vor und setzte sich hin, dann winkte er seine Freunde nach, dann kam ein anderer vor und wechselte den Platz…. Es dauerte ewig, bis alle eine “guten” Platz gefunden hatten. Ich glaube ja, dass schlussendlich außer Kosi und mir niemand mehr auf seinem Originalplatz saß. Aber das störte uns nicht, denn wir hatten eine Reihe für uns.
Das einzige was wirklich etwas nervig war, war das andauernde Geschrei und Gerede. So schlimm war es noch nie in einem Flugzeug (mal abgesehen vom Flug nach Mallorca, aber da bin ich meistens selbst bei den Feierlustigen dabei…). Außerdem wurde ich schon im Flugzeug so arg angestarrt und das die ganze Zeit.
Da dachte ich mir nur: Das kann was werden … fängt ja schon gut an…
Ich muss mich ja erst daran gewöhnen, dass alle starren und einen berühren. Vor allem das Berühren mag ich ja überhaupt nicht… Ich bin auch niemand, der Freunde oder Familie oft umarmt oder berührt… außer bei Kosi bin ich sonst sehr empfindlich was körperliche Nähe anbelangt.. deshalb ist es nun umso schlimmer, wenn Fremde einen berühren oder die natürliche Distanz nicht bewahren können.
Knapp fünf Stunden später war es dann soweit und wir waren in Mumbai gelandet. Am Flughafen fiel mir sofort auf, dass fast jeder Boden aus alten, dreckigen, löchrigen Teppichboden bestand - möchte gar nicht wissen, wie viele Bakterien sich dort verstecken.
Die Einreise wäre eigentlich ganz einfach gewesen, wäre da nicht mein Immigranten - Kontrolleur. Kosi und ich gingen zugleich zum Schalter. Seine Dame sprach kein Wort, schaute ihn an und stempelte den Pass ab.
Meiner war um einiges langsamer. Er sah mich mehrmals an und begann irgendwann mit Smalltalk: Was arbeitest du? Woher kommst du genau? Was machst du als Krankenschwester?
Irgendwann fragte er mich nach dem Bundeskanzler von Österreich im 7. Jahrhundert. Ich sah ihn nur verdutzt an, weil ich einerseits die Frage nicht verstand und anderseits nicht wusste, was das nun mit meiner Einreise zu tun hätte. Ihm ließ das aber kalt. Er sprach weiter, fragte nach Frankreich, nach Napoleon, wieder zurück zum österreichischen Bundeskanzler. Als er irgendwann bemerkte, dass ich keine Ahnung hatte, wovon er gerade spricht, sagte er nur: “Musst dich mehr bilden, mehr lesen über das eigene Land. Mehr lernen.”
Ich sah ihn noch immer verdutzt an, während Kosi ungeduldig auf der anderen Seite wartete und sich schon Sorgen machte, dass wieder etwas mit dem Visum nicht passen würde.
Irgendwann stempelte der Mitarbeiter dann doch meinen Pass ab und gab ihn lächelnd zurück.
Raus aus dem Flughafen schnappten wir uns für 7€ ein Taxi zur Unterkunft. Das war doch etwas komplizierter als gedacht, denn es gab so viele Auto, Taxis, viel Verkehr und viel Hupen. Aber irgendwann fanden wir unseren Fahrer und fuhren los. Der erste Weg war direkt an den Slums vorbei. Überall war Dreck und Müll.
Und eigentlich denke ich immer: nun haben wir schon so viel gesehen, uns kann nichts mehr erschrecken… naja, Indien hat uns etwas anderes bewiesen. Ich war vom ersten Moment an so schockiert und überfordert von der ganzen Armut, den Verfall, dem Müll… ich kann das gar nicht in Worte fassen. Es ist unglaublich unter welchen Bedingungen Menschen hier leben. Ich habe den gesamten Weg zur Unterkunft - und das war circa 50 Minuten Fahrt - kein einziges Auto gesehen, dass nicht beschädigt war. Alle hatten Kratzer, Löcher oder Dellen.
Die Menschen wirken zwar vom ersten Eindruck her viel netter und freundlicher, aber es schockiert trotzdem.
Nach dem Einchecken in der Unterkunft gingen wir los - der Magen knurrte. Doch es war weit und breit kein Restaurant. Irgendwann fanden wir ein kleines Lokal, doch wir hatten noch kein Bargeld. Deshalb fragten wir im Lokal nach und dort wurden wir auf eine Bank ein paar Straßen weiter verwiesen. Ich sags euch, in diese Bank wären wir normalerweise nieeee rein gegangen. Es waren Panzerglastüren vor der Bank, ein Zaun drumherum und alles sah aus, wie in einem Gefängnis. Doch durch einen kleinen Schlitz kämpften wir uns durch und wirklich, es war ein Geldautomaten dahinter. Also schnell Geld abheben und wieder zurück zum Restaurant. Dort gab es erstmal was zu essen. Danach wollten wir zu einem Supermarkt. Doch wie ihr euch schon denken könnt - nicht die einfachste Aufgabe. Wir gingen über zwei Stunden in der Gegend umher und fanden nichts! Kein Supermarkt weit und breit. Auch Google zeigte uns zwar Märkte, aber das waren eher kleine Ständchen an der Straße mit kaum Auswahl außer Nüssen und Wasser.
Also gingen wir nach zwei Stunden zu einem McDonalds - denn den fanden wir schließlich. Dort gab es eine riesen Auswahl an vegetarischen Speisen. Kosi war im Paradies. Seit wir in Asien sind, gab es bei keinem einzigen McDonalds etwas vegetarisches und hier gab es über 10 verschiedene Veggie Burger.
Generell gibt es sehr viele vegetarische Essensangebote.
Wir wurden zwar die gesamte Zeit über richtig viel angestarrt, aber die Menschen lächelten uns an und wirkten freundlich.
Ich kann nicht sagen, ob der Verkehr hier schlimmer ist als in Vietnam (denn dort war es bisher am Schlimmsten) oder ob es nur das Hupen der Autos ist, das alles so anstrengend macht.
Da es nun schon spät ist und ich heute schon müde bin, halte ich den Rest relativ kurz, denn sonst würden wir niee fertig werden heute.
Unsere Unterkunft:
- Das Bad ist eine Katastrophe, aber wenn man nicht so genau hinsieht, dann haltet man es schon mal 4 Nächte aus
- Klein, dreckig, aber in einer guten Lage
- Für uns als Backpacker in Ordnung aber deutlich unter europäischen Standards und auch unter asiatischen Standards
Dreck/Müll:
- überall am Boden und in den Häusern liegt Müll
- Menschen spucken sehr viel, Husten, Rülpsen
- Die Luft ist sehr schlecht
- Alles stinkt!!! Teilweise fällt es sehr schwer zu atmen
Alles zusammen:
Definitiv geschockt! Aber wir haben viele Eindrücke erhalten, obwohl wir erst kurz hier sind. Die Menschenmassen ähneln denen in China, jedoch sind die Menschen mehr aufmerksamer - sie gehen einem aus dem Weg, machen Platz, lächeln und grüßen. Außerdem spricht fast jeder Englisch.
Ja, das war´s für heute. Wir sind k.o. Vom ersten Tag.
Übrigens hat sich nun die Zeitumstellung verringert und wir sind nur noch 3,3 Stunden den Österreichern voraus ;)
Bussi Baba,
Kosanni
Es war…. Meine Mundharmonika!!! Schließlich will ich Kosi in nächster Zeit ein wenig musikalisch unterhalten :-)
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