Tag 232: Weiterfahrt durch Madagaskar

Veröffentlicht am 21. Juli 2025 um 18:34

Gestern Abend gab’s zum Abschluss noch eine kleine Überraschung: eine Gute-Nacht-Geschichte, geschrieben von Kosi (natürlich für den Blog) und von Tamara vorgelesen. So konnten wir mit einem Lächeln und vielen schönen Erinnerungen im Kopf einschlafen und nochmal die letzten Tage Revue passieren lassen.

Die Nacht war… sagen wir mal, „halbwegs warm“. Dank Jul und Tamara bekamen wir noch eine zusätzliche Wolldecke – Gold wert! Ich habe außerdem meine letzten Wärmepads auf die Zehen geklebt, mich in lange Kleidung, Stirnband und sämtliche Decken eingewickelt. Fazit: deutlich wärmer als die Nacht davor. Das einzige Problem? Kosi. Jedes Mal, wenn er sich bewegt hat, kam ein Schwall kalter Luft unter die Decke. Also: ruhig liegen, nicht bewegen – und durchhalten!

Um 6 Uhr war ich dann wach – Zeit, die Rucksäcke zu packen. Heute geht’s nämlich weiter! Die letzten zwei Nächte verbrachten wir in einem wirklich traumhaften Resort. Wir hatten ein ganzes kleines Haus für uns vier allein, inklusive perfekter Dusche und zwei Himmelbetten – ja, richtig gelesen, Himmelbetten! Frühstück gab’s ebenfalls direkt im Hotel, was super praktisch war. Nur das mit der Heizung… naja. Es war halt überall kalt. Aber wir haben’s überlebt!

 

Punkt 7 Uhr war das Haus leer, wir saßen beim Frühstück und stärkten uns für den langen Tag. Dann ging’s los: 15 Stunden Autofahrt standen auf dem Plan. Unser Fahrer hatte es schon angekündigt – es würde anstrengend werden.

Kosi und Rina saßen vorne, Jul, Tamara und ich hinten. Die Straßen? Na ja, sagen wir mal: spannend – ganz im Sinne von Kosis gestriger Beschreibung. Was aber wirklich interessant (und ein bisschen skurril) war: die vielen Schranken auf dem Weg. Und nein, keine automatischen. Diese Schranken werden von Menschen bedient – und zwar immer. Daneben steht jeweils ein kleines Haus, in dem Familien wohnen, deren einzige Aufgabe es ist, die Schranke hoch und runter zu lassen. Teilweise gab es sogar keine Häuser – nur Decken auf dem Boden, wo Familien mit Kindern neben der Straße saßen. Irgendwie traurig… aber auch faszinierend.

Highlight für mich persönlich während der Fahrt? Ich durfte DJ spielen! Mein Handy ließ sich mit dem Auto verbinden, und so gab’s 15 Stunden lang meine Musik. Ob das für alle anderen genauso ein Highlight war… eher fraglich. Für mich? Top Entscheidung. 😄

 

Unser erster richtiger Stopp war bei einem Wasserfall. Jul war sofort neugierig und ist runterspaziert, um ihn sich genauer anzuschauen, während wir oben gewartet haben – in der Sonne, mit Blick auf die Landschaft.

Unterwegs begegneten wir unglaublich vielen Tieren: Ochsen, Zebus, Hunden und noch viel mehr. Was aber wirklich auffiel: so viele Menschen zu Fuß! Im Gegensatz zu Asien, wo gefühlt jeder auf dem Moped unterwegs ist, sieht man hier kaum motorisierte Fahrzeuge. Dafür Menschen. Überall. Und viele Radfahrer. Es wirkt alles etwas entschleunigter, ursprünglicher – und irgendwie sehr intensiv.

Ein kleiner Wermutstropfen bisher: das vegetarische Essen ist leider nicht so vielfältig wie erhofft. Da fehlt uns gerade ein bisschen die Auswahl. Aber wir schlagen uns durch – Improvisation ist alles!

Was einem auf einer 15-Stunden-Fahrt alles begegnet! Wirklich verrückt, wie viele Eindrücke sich in einem einzigen Tag sammeln können.

Was uns direkt auffiel: alle urinieren einfach am Straßenrand – Männer, Frauen, Kinder. Ganz normal hier. Wir sahen sogar ein paar Erwachsene, die direkt neben der Straße ihr großes Geschäft verrichteten – ganz ungeniert. Und wir dachten, wir wären schon an einiges gewöhnt…

 

Unterwegs machten wir mehrere Stopps:
🚙
ATM-Pause – Bargeldnachschub.
Tankpause – ohne Sprit keine Weiterfahrt. (denn man weiß nie, wann die nächste Tankstelle kommt)
🚻 Und nicht zu vergessen:
mehrere Klo-Pausen, danke an Jul 😜 – man will ja auch mit leerer Blase über die holprigen Straßen fahren.

 

Temperaturtechnisch war heute wirklich alles dabei: Morgens noch 7 Grad, tagsüber dann 20 Grad, gegen Abend wieder runter auf 8 Grad. So viel zum Thema „Zwiebellook“ – wir haben ihn perfektioniert.

Mittagessen? Ganz unkompliziert: einfach mitten im Nirgendwo stehenbleiben. Plötzlich war da – wie aus dem Nichts – ein kleines Restaurant. Man hätte nie gedacht, dass da noch was kommt, aber siehe da, es gab sogar Essen. Für Vegetarier zwar immer dieselben zwei Gerichte, aber: Hunger gestillt – Haken dran.

Ein besonderes Highlight: mehrere süße Hundebabys – einfach so am Straßenrand. Wir wären am liebsten stehen geblieben und hätten sie eingepackt. 🐶❤️

Dann ging’s weiter – und die Straße bestand… nun ja… nur noch aus Kieselsteinen. Richtig durchrütteln lassen. Zwischendrin liefen immer wieder Menschen links und rechts am Auto vorbei und verkauften gebratenes Hähnchen auf Tellern, gekochte Eier oder frisches Obst. Ein fahrender Straßenmarkt.

 

Ein spannender Halt: eine kleine Aluminiumfabrik. Jul fragte noch ganz naiv: „Glaubst, das macht alles die Maschine?“
Fünf Meter später war klar:
keine Maschine in Sicht. Fünf Männer werkelten dort – barfuß, ohne Masken, ohne Handschuhe. Alles pure Handarbeit. Die Bedingungen? Richtig schlecht. Wir waren keine fünf Minuten dort, und schon wurde die Luft kaum noch erträglich. Es stank, war staubig – und wir bekamen kaum Luft. Trotzdem: Tamara kaufte einige Mitbringsel, um die Arbeiter zu unterstützen. Kleine Aluminium Lemuren.
Kaum draußen, kamen viele Kinder angelaufen und wollten Geld. Zum Glück hatte Jul heute Morgen noch in Panik
eine Großladung Orangensaftpackungen gekauft – in Sorge, später keinen mehr zu finden. Die verteilten wir dann an die Kinder. Sie freuten sich riesig.
Aber dann kam auch eine ältere Dame, die ebenfalls Geld wollte. Als wir ihr nichts gaben, wurde sie richtig grantig… eine unangenehme Szene. Aber leider auch ein Teil der Realität hier.

Dann ging’s wieder weiter – ja, noch immer mit meiner Playlist. 😄

Wenig später entdeckten wir einen Straßenstand mit Trommeln, Gitarren und kleinen LKWs aus Holz – alles handgemacht für Kinder zum Spielen. So schön zu sehen, was mit einfachen Mitteln entsteht.

Ein kurzes Schockmoment: Ein LKW vor uns hatte einen Reifenplatzer. Er hielt kurz an, checkte den Schaden – und fuhr dann einfach weiter. Ganz normal hier, erklärte uns Rina.

Irgendwann meinte Tamara, sie hätte gern einen Kaffee. Problem: wir waren mitten im Nirgendwo. Rina grinste nur und meinte trocken: „Malagasy Kaffee?“ – daraufhin lehnte Tamara dankend ab. 😅

Später kamen wir an einem Dorf vorbei, das einfach nur arm wirkte. Kinder, die kaum laufen konnten, zogen Schubkarrenoder arbeiteten wie selbstverständlich auf den Feldern – alle in einfachen Ziegelhäusern.

Entlang der Straße saßen viele Menschen und zerschlugen mit Hämmern riesige Steine – jeder einzelne von Hand. Die Mühe, die da dahintersteckt… und das Tag für Tag.

Und gleichzeitig: traumhafte Landschaft! So grün, so vielfältig, alles wirkt gepflegt, obwohl viele mit so wenig auskommen müssen.

Wir hielten noch bei einem kleinen Straßenstand an – es gab frisches Gemüse. Ein ganzer Sack Karotten und Tomaten für 1,60 €! Wahnsinn.

Die Straßen wurden immer schlimmer. Wir mussten uns im Auto durchgehend festhalten, damit wir nicht durchgeschüttelt wurden wie in einer Waschmaschine.

Gegen 18 Uhr kamen wir endlich im Hotel an. Diesmal gab’s zwei Zimmer – immerhin! Aber: wieder kalt… und natürlich kein Heizsystem. Willkommen zurück in der Realität. 😄

Schnell nochmal raus zum Abendessen – ein langer Tag ging zu Ende.

Essen war übrigens richtig lecker und es gab so viele Sachen! 

 

Bussi Baba,

Kosanni

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