Heute klingelte der Wecker um sieben Uhr – aber ehrlich gesagt war ich schon vorher wach. Keine Ahnung warum, aber ich war total fit und hatte richtig Energie. Also beschloss ich, spontan noch kurz ins Fitnessstudio zu gehen, bevor der Tag richtig startete.
Als ich gegen halb acht wieder runterkam, war Kosi auch schon munter und stand in der Küche. Er hatte bereits Frühstück vorbereitet – so ein Schatz! Wir frühstückten gemütlich zusammen und machten uns dann auf den Weg zu unserem heutigen Ausflugsziel: Wadi Bani Khalid.
Wadi Bani Khalid liegt im Osten Omans, in der Region Ash Sharqiyah, etwa 40 Kilometer nordwestlich von Sur und rund 200 Kilometer von Maskat entfernt. Es gehört zu den bekanntesten und am besten zugänglichen Wadis des Landes und ist ein beliebtes Ziel für Einheimische wie auch Touristen (und das merkten wir auch!).
Das Wadi ist berühmt für seine türkisblauen, klaren Wasserbecken, die ganzjährig Wasser führen – im Gegensatz zu vielen anderen Wadis im Oman, die oft nur saisonal Wasser haben.
Das Haupttal führt zu einem großen natürlichen Becken mit kühlem, erfrischendem Wasser, in dem man schwimmen und baden kann. Von dort aus kann man weiter in die Schlucht hineinwandern bis zur Muqal-Höhle (Cave of Muqal) – eine kleine, feuchte Tropfsteinhöhle mit beeindruckenden Felsformationen.
Entlang des Wadis liegen kleine Dörfer, darunter Bidiya und Hayer, deren Bewohner traditionell vom Dattel- und Landwirtschaftsanbau leben. Viele nutzen das Wasser des Wadis über ein traditionelles Falaj-Bewässerungssystem, das seit Jahrhunderten in Oman verwendet wird.
Vor uns lagen zweieinhalb Stunden Autofahrt, und ich war richtig stolz auf mich, weil wir nur eine einzige Toilettenpause brauchten. (Auch Kosi war begeister) Die Strecke war landschaftlich total schön, mit Bergen, Palmen und immer wieder kleinen Dörfern am Straßenrand.
Als wir endlich beim Wadi ankamen, fuhr gerade eine ganze Karawane von Autos hinter uns auf den Parkplatz – ungelogen, mindestens 15 Stück! Und der Parkplatz war sowieso schon komplett voll. Auf den Autos klebten alle dieselben Nummern in der Windschutzscheibe – also ganz klar: Tourgruppen. Uns war sofort klar, dass es heute ziemlich touristisch werden würde. Und voll!
Aber egal, wir ließen uns davon nicht stressen, parkten und spazierten los. Irgendwie waren wir die Einzigen ohne Guide – aber ehrlich, wozu auch? Die Wege waren super beschildert und man konnte sich gar nicht verlaufen. Nach ein paar Minuten kamen wir schon beim ersten Pool an. Also ein Guide wäre übertrieben…
So idyllisch, wie ich es mir vorgestellt hatte, war es allerdings nicht. Rundherum standen Bagger, und man hörte überall Baustellenlärm. Trotzdem war die Umgebung wunderschön – türkisblaues Wasser, hohe Felsen und Palmen überall.
Rund um den Pool hingen mehrere Schilder, auf denen stand, dass sich Touristen bitte respektvoll kleiden sollen – also Schultern und Knie bedecken. Drei Mal dürft ihr raten, wie die meisten Touristen angezogen waren: Genau, im Bikini und in Badehose. Ich finde das wirklich unverschämt. Wenn bei uns jemand in der Kirche mit Kappe reingeht, wird gleich geschimpft – aber hier scheint niemand Rücksicht zu nehmen. Besonders krass fand ich, dass viele der Touristengruppen aus älteren Leuten bestanden, so um die 70+ und selbst die liefen in kurzen Badesachen herum. Warum?
Wirklich, ich verstehe es nicht.
Wir hatten uns im Vorfeld informiert und die Kleidungshinweise schon online gesehen, also waren wir vorbereitet – lange Sachen zum Baden und extra Kleidung dabei. Bevor wir aber ins Wasser wollten, stand noch unser eigentliches Ziel an: die Höhle von Muqal.
Wir spazierten über Felsen weiter, bis wir schließlich den Höhleneingang erreichten. Dort standen ein paar Einheimische, die uns Geld abnehmen wollten, um uns durch die Höhle zu führen. Wir entschieden uns aber, sie auf eigene Faust zu erkunden – mit dem Handylicht bewaffnet. Was eindeutig die bessere Entscheidung war, denn das wären herausgeschmissene 20€.
Doch kaum waren wir ein paar Meter drinnen, bekam ich total Platzangst. Die Höhle war eng, feucht und man konnte teilweise nur auf allen Vieren weiterkriechen. Alles war dunkel und wir brauchten beide Handys zum Leuchten. Ich fühlte mich überhaupt nicht wohl und drehte nach ein paar Minuten wieder um. Kosi war mutiger und ging alleine weiter bis zur Quelle am Ende. Während ich draußen wartete, traf ich drei Deutsche, mit denen ich mich echt nett unterhielt.
Als Kosi zurückkam, erzählte er ganz aufgeregt von seinem Abenteuer. Am Ende der Höhle gab es wohl ein kleines Wasserbecken – aber alles war super eng und das Wasser überraschend kalt. Da wusste ich: Ich habe nichts verpasst!
Gemeinsam machten wir uns dann wieder auf den Rückweg zu den Pools und gönnten uns eine kleine Abkühlung. Das Wasser war herrlich – und überall kleine Fische, die an den Füßen knabberten! Total witzig, aber auch ein bisschen kitzelig.
Wir blieben noch eine Weile dort, genossen das Wetter und beobachteten das bunte Treiben. Es waren unglaublich viele deutsche Touristen unterwegs – fast schon zu viele. Später spazierten wir gemütlich zurück zum Auto, holten die Reste vom gestrigen Essen heraus und machten es uns neben dem Auto auf dem Boden gemütlich. Picknick à la Oman! Danach wechselten wir noch die nasse Kleidung und machten uns wieder auf den Rückweg nach Maskat.
Der Ausflug war auf jeden Fall schön, aber ganz ehrlich: kein Muss für einen Oman-Urlaub. Es war einfach zu touristisch und etwas überlaufen. Auf der Rückfahrt sahen wir dafür unglaublich viele Kamele – direkt neben der Autobahn und sogar einige auf LKWs! Dazu noch Ziegen und ein paar Esel – Kosi war total begeistert. Er meinte, er habe bestimmt über hundert Kamele gesehen.
Nach etwa zwei Stunden machten wir einen kleinen Zwischenstopp auf der Autobahn für eine Schokolade – perfekt, um den Rest der Fahrt durchzuhalten. Gegen 17 Uhr kamen wir wieder in Maskat an.
Erster Halt: der Supermarkt. Wir kauften Joghurt, und ich machte es mir direkt mit meinem Becher gemütlich. Kaum saß ich, stand Kosi plötzlich wieder auf, zog sich an und sagte nur: „Ich brauch Pizza.“ Zehn Punkte für Spontanität! Etwa 30 Minuten später kam er überglücklich mit seiner Pizza zurück – und das Strahlen in seinem Gesicht war einfach unbezahlbar.
Den Abend ließen wir dann ganz entspannt im Zimmer ausklingen – Kosi mit seiner heißgeliebten Pizza, ich mit meinem Joghurt. Ein schöner, aber anstrengender Tag – und wieder ein Stück Oman erlebt. 🌅
Bussi Baba,
Kosanni
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