Der letzte Morgen in Luxor fühlte sich irgendwie magisch und gleichzeitig ein bisschen wehmütig an. Ich war schon um 4 Uhr morgens hellwach, als hätte mich die besondere Energie dieses Ortes selbst aus dem Schlaf geschubst. Kosi ließ ich noch bis 5:30 Uhr schlafen – aber dann musste auch er dran glauben. Wir packten unsere Sachen zusammen und genossen ein letztes Mal diesen unfassbaren Ausblick auf den Nil, der friedlich neben den Bergen da war. Luxor war wirklich wunderschön! Ganz anders als Kairo und Assuan. Viel ruhiger, angenehmer, irgendwie entspannter. Wir fühlten uns vom ersten Moment an wohl und richtig angekommen. Die Energie dort – sofort spürbar. Luxor können wir jedem nur empfehlen.
Gegen 6:30 Uhr checkten wir aus, beglichen die letzten Rechnungen und machten uns mit unseren Rucksäcken auf den Weg. Kaum waren wir aus der Lobby raus, fing Kosi schon an Witze zu reißen, wie viele wohl diesmal wegen Taxi oder „Ferrari“ (den Kutschenfahrern) auf uns losgehen würden. Und ungelogen: Wir waren noch nicht mal vom Hotelgelände draußen, da sprintete schon der erste Taxifahrer von der gegenüberliegenden Straßenseite zu uns rüber.
„Taxi, taxi?“ – wir lehnten höflich ab.
„Taxi, I bring you!“ – wieder nein.
Er blieb aber hartnäckig und lief uns hinterher.
„Taxi sir, airport?“ – Kosi verneinte erneut.
„Good price, wanna know?“ – noch ein Nein.
„I bring you, I am taxi!“ – und dann platzte mir etwas der Kragen. Ich sagte nur: „No, please go away.“
Daraufhin wurde er richtig wütend und schrie: „I’m not a fly!!“ – also sinngemäß: Ich bin doch keine Fliege, die man verscheucht! Wir seien so unfreundlich. Aber immerhin ließ er uns dann in Ruhe. Leider haben wir das öfter erlebt: Irgendwann muss man richtig streng werden, sonst lassen sie nicht locker. Kosi meinte später, er war noch extra beleidigt, weil ich das gesagt habe – als Frau. Irgendwie hat ihn das getriggert.
Wir gingen weiter Richtung Busstation, rund 20 Minuten und natürlich versuchten unterwegs noch gefühlt zehn andere Leute, uns ein Taxi aufzuschwatzen. Wir blieben standhaft – ein bisschen Morgensport eben.
An der Ticketschalterhalle war diesmal alles viel moderner und übersichtlicher als beim letzten Mal. Wir wurden sofort freundlich empfangen. Neben uns stand ein älteres Paar, das auch Tickets für heute wollte – Gepäck und alles dabei. Doch ihnen wurde gesagt, dass der ganze Bus bis morgen um 17 Uhr ausgebucht sei. Die beiden taten mir richtig leid: extra früh aufgestanden, um 7 Uhr da… und dann das.
Unser Bus sollte um 8 Uhr abfahren. Ich setzte mich mit unserem Gepäck hin, während Kosi loszog – ohne Plan, einfach mal schauen, was es in der Umgebung so gibt. Irgendwann quatschte ihn ein Einheimischer an und fragte, wohin er gehe. Kosi erklärte ihm, dass er nur herumspaziert. Der Mann schloss sich ihm an und wollte weiterreden. Kosi sagte vorsichtig, dass er nichts kaufen will und die Masche kennt. Der Einheimische war total empört und meinte, er wolle doch nur sein Englisch verbessern und verlange kein Geld.
Die beiden liefen zusammen weiter, irgendwann sogar bis zu McDonald’s. Kosi wollte mir eine Freude machen und einen Kaffee mitbringen, dazu zwei Falafel-Wraps. Klingt eigentlich süß – aber natürlich kam es anders.
Denn am Ende erzählte Kosi mir, dass der Typ plötzlich doch Geld wollte, weil er ihn ja begleitet und so „viel für ihn getan“ hätte. Kosi sagte, er dachte, der Mann wolle nur quatschen. Der wurde dann wiederum sauer und meinte, Freundlichkeit verdiene Bezahlung. Kosi erwiderte, dass es doch gegen ihren Glauben gehe, für so etwas Geld zu fordern – wenn man etwas Gutes tun möchte, dann ohne Hintergedanken. Der Mann verstand das offenbar überhaupt nicht. So ging Kosi dann genervt weg und kam mit dem Frühstück wieder zu mir.
Leider ging der Stress gleich weiter: Wir konnten unser Gepäck schon aufgeben und zum Bus gehen. Beim Einladen stand ein Mitarbeiter der Busfirma und klebte auf jedes Gepäckstück eine Nummer – und natürlich wollte er dafür Geld. Obwohl das Gepäck beim Ticket eigentlich inklusive war. Diskutieren bringt da nichts… also zahlten wir. Punkt 8 Uhr ging es los.
Der Bus war zum Glück viel bequemer, mit mehr Platz und fast nur Touristen waren drin. Einmal stieg ein Typ ein – Jeans, dreckiges Shirt – und durchsuchte einfach den Bus. Ich dachte erst: Was will der??? Beim Rausgehen sah ich dann aber, dass er eine Pistole dabei hatte. Hoffentlich jemand von der Polizei…
Nach 2,5 Stunden machten wir einen 20-Minuten-Stopp. Wir wollten eine kleine Cola (300ml), einen Eistee und ein Twix kaufen. Als wir alles zur Kasse brachten, sagte der Verkäufer: 850 ägyptische Pfund. Kosi wollte schon zahlen, aber ich hielt ihn auf. Das wären 16 Euro für drei Kleinigkeiten! Ich sah ihn nur an und der Verkäufer meinte dann: „Okay, 10 Euro.“ Immer noch viel zu viel. Also nahmen wir nur die Cola – die kostete dann auch schon vier Euro. Für 300ml. Naja…
Gegen 13 Uhr kamen wir endlich in Hurghada an und bestellten sofort ein Uber. Es ging ungewöhnlich schnell: Fahrer in 3 Minuten da. Perfekt! Wir raus aus dem Bus, auf die Straße – und da kam unser Fahrer. Jogginghose, Zigarette, roch etwas nach Rauch und… ja, leicht verrottet. Aber egal. Eine Fahrt ist eine Fahrt.
Nach etwa 10 Minuten Autofahrt fing das Auto plötzlich merkwürdige Geräusche zu machen. Dann starb es einfach ab. Einmal, zweimal, dreimal – immer wieder musste er neu starten. Beim vierten Mal schaute er uns nur an und sagte trocken: „Finish car.“ Also auf gut Deutsch: Wir kommen nicht mehr weiter. Das Auto war überhitzt.
Er ließ uns dann wirklich am Straßenrand raus – wortwörtlich hinausgeworfen – und wir standen da in der Hitze mit unseren Rucksäcken. Also wieder Uber-App raus. Zum Glück fanden wir ziemlich schnell einen neuen Fahrer, der uns dann die restliche Stunde sicher bis zum Hotel brachte.
Im Hotel in Hurghada wurden wir erst einmal richtig lieb empfangen. Alles wirkte freundlich, warm, einladend – aber dann ging das bekannte Spiel schon wieder los. Wir hatten unsere Rucksäcke ganz normal oben auf dem Rücken, doch sofort kam ein Mitarbeiter angelaufen und wollte sie uns abnehmen. Wir lehnten höflich ab, wirklich ganz freundlich.
Doch er ließ nicht locker: Kurz darauf erschien er mit einem Wagen, auf den wir unsere Rucksäcke legen sollten. Wir sagten wieder danke, aber nein – wir brauchen das nicht. Schließlich sind wir ja keine 90 Jahre alt und wollten einfach nur schnell ins Zimmer.
Wir liefen weiter, kaum zehn Meter bis zu unserer Zimmertür, da kam plötzlich dieser Satz, den wir inzwischen schon fast erwartet hatten:
„Okay… now 10 Euro please.“
Für was genau? Für das Hinterherlaufen mit einem Wagen? Wir sagten nur, dass wir kein Bargeld eingesteckt haben – was sogar stimmte. Er verzog das Gesicht, aber ging dann ohne Diskussion weiter.
Für mich ist das übrigens der erste Cluburlaub überhaupt. Normalerweise bin ich ja absolut kein Fan davon. Alles inklusive, laute Musik, Animation – das ist eigentlich nicht so meine Welt. Aber heute lassen wir uns mam drauf ein. Weil wir heute Nacht noch Besuch bekommen. Um Mitternacht kommen Tina und Dominik, und ich freue mich riesig darauf, eine ganze Woche gemeinsam mit ihnen hier zu verbringen. Endlich wieder mit Freunden chillen, lachen, essen, quatschen – und einfach Urlaubsmodus pur.
Der restliche Tag bestand dann aus purem Relaxen: essen, liegen, am Pool liegen, ein bisschen in der Sonne dösen und Karten spielen, bis wir schon fast vergessen hatten, wie stressig der Vormittag eigentlich war. Irgendwie tat es gut, einfach mal runterzukommen und anzukommen – und sich mental auf die kommende gemeinsame Woche einzustellen.
Bussi Baba,
Kosanni
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