Um 4 Uhr morgens wurde ich unsanft aus dem Schlaf gerissen – nicht von einem Wecker, sondern von einer Horde Hähne, die sich anscheinend in einem lautstarken Wettbewerb befanden. Wer kann am lautesten krähen? Wer hält am längsten durch? Ich kann euch sagen: Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen und ich war unfreiwillig die Jury.
Während ich also wach im Bett lag und mir überlegte, ob ich mir vielleicht Oropax aus Reis basteln sollte, schnarchte Kosi tief und fest weiter, völlig unbeeindruckt von dem Gockel-Konzert um uns herum. Als er dann um 7 Uhr endlich mal aufstand, war es plötzlich still. Die Hähne hatten beschlossen, dass ihre Aufgabe für heute erledigt war. Perfektes Timing, wie immer.
Kosi startete voller Motivation mit einem Workout direkt vor unserer Hütte. Ich hingegen entschied mich für mein persönliches Sportprogramm: liegenbleiben und schwitzen. Es war einfach viel zu heiß und nach meiner schlaflosen Nacht fühlte ich mich wie ein überhitztes Smartphone, das dringend mal runterfahren müsste.
Doch kaum hatte Kosi sich so richtig ins Schwitzen gebracht, öffnete der Himmel seine Schleusen – und zwar so richtig. Innerhalb von Sekunden verwandelte sich unser kleines Paradies in ein tropisches Wasserfall-Szenario. Wenn es hier regnet, dann hält sich das Wetter nicht zurück.
Während Kosi sich sein Frühstück in der Unterkunft gönnte, hatte ich Lust auf etwas Frischeres und Gesunderes. Also warteten wir eine kurze Regenpause ab und liefen los – Ziel: unser vegetarisches Lieblingsrestaurant. Dort angekommen, bestellte ich mir eine frische Müslibowl mit tropischen Früchten und einen starken Kaffee. Kosi chillte weiter mit seinem Handy, während draußen der Regen munter weiterprasselte.
Da es einfach nicht aufhörte, machten wir es uns im Restaurant gemütlich. Ich nutzte die Zeit, um ein bisschen am Laptop zu arbeiten, Kosi zockte am Handy, zwischendurch bestellte er Nachos, ich eine Kokosnuss zum Trinken. Die Stunden vergingen irgendwie schneller als gedacht – UNO-Runden (die ich natürlich NICHT haushoch gewonnen habe - ja heute ging der Sieg eindeutig an Kosi!) und ein bisschen österreichisches Fernsehen sorgten für Unterhaltung.
Gegen 13 Uhr merkten wir, dass unser Magen wieder nach Aufmerksamkeit verlangte – also nochmal Essen bestellen. Kosi nahm Auberginen mit veganem Fleisch, ich gönnte mir ein würziges vegetarisches Curry. Während wir uns durch unsere Gerichte futterten, fiel uns auf, dass wir mittlerweile schon seit fünf Stunden in diesem Restaurant saßen. Aber was sollte man auch machen, wenn draußen die Welt unterging?
Irgendwann ließ der Regen dann doch ein wenig nach. Eigentlich wollten wir heute Kanu oder Kajak fahren, aber jetzt war es so drückend schwül und wir so vollgefuttert, dass uns die Idee, auf dem Wasser noch mehr ins Schwitzen zu kommen, eher weniger verlockend erschien. Also Plan B: Einfach nur ein bisschen herumspazieren und die Gegend erkunden.
Kaum waren wir unterwegs, wurden wir auch schon von gefühlt jedem einzelnen Tuk-Tuk-Fahrer der Umgebung angesprochen: „Kajak? Tuk-Tuk? Wohin wollt ihr?“ Als wir erklärten, dass wir einfach nur spazieren gehen, ernteten wir ungläubige Blicke. Einer starrte uns fassungslos an und fragte: „Einfach gehen? Warum? Ich fahre euch! Wohin müsst ihr?“
Sagen wir mal so: Spazierengehen ist hier nicht so üblich wie bei uns. Nach 1,5 Stunden Fußmarsch durch die schwüle Luft und vorbei an Reisfeldern, Kühen, Ziegen, Hunde und Hühnern kamen wir wieder bei unserer Unterkunft an.
Ich organisierte noch schnell einen Fahrer für morgen früh – 5 Uhr Abfahrt, also heißt es heute ausnahmsweise mal früh schlafen gehen.
Es war unser letzter kompletter Tag auf den Philippinen. Denn morgen steht ein Reisetag an und übermorgen fliegen wir schon weiter ins nächste Land. Irgendwie komisch, dass wir schon bald wieder weiterziehen. Während ich hier sitze und diesen Eintrag schreibe, umgeben von zwei neugierigen Kühen, zwei Hunden, einer unzählbaren Anzahl an Hähnen und Hühnern, die wahrscheinlich schon für das nächste morgendliche Konzert üben, wird mir bewusst, wie sehr ich diese entspannte, aber chaotische Art des Reisens mittlerweile liebe.
Für uns heißt es jetzt: Rucksäcke packen, den Abend genießen und Abschied nehmen von diesem wunderschönen Fleckchen Erde.
Bussi Baba,
Kosanni
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