Tag 107: letzten Vorbereitungen Radtour Taiwan

Veröffentlicht am 18. März 2025 um 12:26

Heute war wieder einmal Packtag – was mittlerweile zur Routine geworden ist. Diesmal aber nicht, um die Unterkunft zu wechseln, sondern um unsere großen Rucksäcke für die nächsten zwei Wochen loszuwerden. Denn für unsere anstehende Radtour durch Taiwan können wir die 70-Liter-Rucksäcke definitiv nicht auf dem Gravel-Bike mitnehmen. Also hieß es umpacken, überlegen, aussortieren – gar nicht so einfach, wenn die Temperaturen aktuell bei gerade mal 10 Grad liegen (gefühlt eher 5 laut iPhone-Wetter-App – und ehrlich gesagt, fühlt es sich auch wirklich so an) und bis Ende der Woche auf 29 Grad steigen sollen. Bedeutet: alles muss rein – von warmer Kleidung bis zu leichteren Sachen für später. Hauptsächlich Sportsachen natürlich, schließlich wird es eine Radtour und keine Fashion Week.

Kosi hatte, wie immer, bedeutend weniger Klamotten als ich dabei. Sein Argument: Er braucht keine Sport-BHs, kein Shampoo oder Conditioner, keine Tageslinsen (die bei mir leider wirklich Platz wegnehmen) und – das Beste – er braucht auch keine Unterhose?! Laut ihm trägt man unter einer Radhose keine Unterwäsche. Mal sehen, wie lange das gut riecht, wenn wir 14 Tage unterwegs sind… aber wie sagt man so schön, selbst ist der Mann.

 

 

Gegen kurz vor 9 Uhr hatten wir dann endlich unsere großen Rucksäcke fertig gepackt und machten uns auf den Weg vor die Tür.

Eigentlich wollten wir zuerst nur einmal gemütlich frühstücken gehen, doch das ist gar nicht so einfach, wie gedacht. Denn bei den meisten Lokalen bedeutet Frühstück: Reis mit Hühnchen, Hühnchen am Spieß oder andere herzhafte Gerichte. Das einzige “normale” Essen zu dieser Zeit war dann leider bei Starbucks. Eigentlich hatten wir uns erhofft, ein traditionelleres Lokal oder ein süßes Kaffeehaus zu finden, aber anscheinend läuft es hier so, dass sich die Leute morgens ihr Essen nur an den Straßenständen holen und einfach weitergehen. Hinsetzen und gemütlich und in Ruhe frühstücken? Das wird überbewertet. Cafés gibt es zwar viele, aber dort wird meist nur Kaffee oder Tee serviert, ohne Speisen. Die meisten richtigen Restaurants öffnen auch erst ab 11 Uhr.

 

Also tranken wir erstmal einen Kaffee beim Starbucks und aßen unser Frühstück. Nicht das, was wir uns vorgestellt hatten, aber immerhin etwas.

 

Danach schnappten wir unsere Rucksäcke und machten uns auf den Weg zur Metro. Unser kleines Gepäck für die Radtour ließen wir in der Unterkunft, da wir erst morgen losfahren – heute ging es nur darum, die Fahrräder abzuholen. Die Metro war trotz der chinesischen Schriftzeichen relativ einfach zu verstehen, man musste nur den Farben folgen. Unsere Linie war rot – was Kosi natürlich gar nicht gefiel.

 

 

30 Minuten später waren wir endlich an der Endstation. Wir stiegen aus und spazierten in Richtung Fahrradgeschäft. Hier muss ich vielleicht noch eine Kleinigkeit erwähnen: Während ich für die komplette Reiseplanung zuständig war, hatte Kosi genau zwei Aufgaben auf unserer Weltreise. Erstens: die Fahrräder für unsere Radtour in Taiwan organisieren. Zweitens: den Fahrer für unsere Madagaskar-Autotour mit unseren Wünschen informieren. Heute stand also bereits die erste Probe an – Aufgabe Nummer eins musste gemeistert werden.

Und was war? Der Laden hatte geschlossen. Kosi hatte sich nicht über die Öffnungszeiten informiert, also waren wir viel zu früh dran. Zu seiner Verteidigung waren wir aber auch viel früher als ausgemacht vor Ort. Hätte ja niemand ahnen können, dass er erst um 12 Uhr öffnet. Aber immerhin wussten wir jetzt, dass der Laden wirklich existierte! Also liefen wir ein wenig planlos durch die Gegend, bis wir ein kleines Café fanden, in dem wir die Zeit bis zur Öffnung absitzen konnten. Und was für ein süßes Café das war! Eine kleine, herzliche Omi stand hinter der Theke und freute sich so sehr über unseren Besuch, dass sie uns direkt zwei Kuchenstücke zum Getränk schenkte. Perfekte Wartezeit!

 

Als es endlich so weit war, holten wir unsere Räder ab – und hier muss ich Kosi wirklich loben: Er hatte großartige Bikes organisiert! Gravel-Bikes mit Gepäcktaschen an den Seiten, Ersatzreifen und Regenschutz. Wir durften sogar 20 Minuten Probefahren, um uns an die Räder zu gewöhnen. Nachdem alles bezahlt und die organisatorischen Dinge erledigt waren, ließen wir unser restliches Gepäck dort – es wird bis zu unserer Rückkehr aufbewahrt – und fuhren los.

 

Unser erster Stopp war der Wufenpu Markt. Laut Internet soll es dort günstige Kleidung geben, also hofften wir, passende Fahrradklamotten zu finden. Die Fahrt dauerte etwa 1,5 Stunden – eigentlich wären es nur 45 Minuten gewesen, aber dank Falschnavigation, Ampeln und Orientierungsschwierigkeiten dauerte es etwas länger. Als wir dort ankamen, war ich komplett durchgefroren. Der Wind war eisig, meine Lippen und Fingernägel bereits leicht bläulich. Also suchten wir erstmal ein Restaurant auf, um uns aufzuwärmen. Und wenn wir schon mal da waren, gönnten wir uns ein kleines Festmahl: Für nur 5 € pro Person probierten wir uns durch verschiedene vegetarische Gerichte – und es war richtig lecker!

 

Gestärkt machten wir uns wieder auf den Weg über den Markt, doch die Suche nach Sportkleidung verlief erfolglos. Also blieb nur Plan B: 40 Minuten weiterfahren zum Decathlon, wo wir zumindest sicher eine Radhose bekommen würden. Der Weg dorthin war eine Challenge für sich, denn in Taipeh teilen sich Fußgänger und Radfahrer denselben Gehweg. In der Innenstadt bedeutet das, dass man sich seinen Weg durch Menschenmengen bahnen muss, während alle entspannt herumschlendern. Außerhalb der Stadt gibt es dann zwar richtige Radwege, aber so weit kamen wir heute nicht.

Beim Decathlon angekommen, war das Angebot leider ziemlich begrenzt – für Damen gab es gar nichts mehr. Also kaufte ich mir einfach eine Männer-Radhose. Beide besorgten wir uns je eine kurze Radhose sowie ein Radshirt. Ich legte mir noch eine dickere Weste zu, denn bei diesen Temperaturen war mir das alles einfach zu kalt. 115 € später waren wir endlich ausgerüstet und machten uns auf den Rückweg zur Unterkunft.

 

Dort holten wir uns noch etwas Süßes an einem Straßenstand und gingen zurück ins Zimmer. Es war bereits 17 Uhr, und ich fühlte mich wie ein Eiszapfen. Kosi wollte unbedingt noch zum Anime-Geschäft, aber ich ließ das aus. Stattdessen genoss ich eine lange, heiße Dusche – endlich! Danach telefonierte ich noch mit meinen Mädels, während Kosi von seinem kleinen Shopping-Abenteuer zurückkam.

Natürlich kam er nicht mit leeren Händen – er hatte gleich eine ganze Tüte voll Essen dabei. Alles, was auf dem Heimweg gut aussah, wurde mitgenommen.

 

Jetzt sitzt er neben mir mit einem burritoähnlichen Snack, gefüllt mit Gemüse, Apfel und Reis, dazu ein längliches, weißliches Ding, das nach nichts schmeckt und eine Packung Süßigkeiten mit chinesischen Schriftzeichen und Oreo-Füllung. Und ich muss zugeben – es riecht verdammt gut!

 

Morgen geht’s dann endlich los mit unserer Radtour – mal sehen, was uns da erwartet!

 

Bussi Baba,

Kosanni

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