Leider mussten wir heute mit Wehmut aufstehen. Zumindest Kosi… der hatte sich gestern noch das Sturm-Spiel reingezogen, also war klar: Wir müssen weiter um den Meistertitel zittern. Am Samstag ist dann das nächste Spiel – Daumen drücken!
Ich hingegen war topmotiviert und hab Kosi um 7 Uhr aus dem Bett geworfen. Ich war bereit, was zu unternehmen. Kosi hat mich nur verschlafen angeschaut, aber 30 Minuten später stapften wir dann doch schon Richtung Fitnessstudio. Nach dem Workout gab’s Frühstück, dann chillten wir am Pool, lasen ein bisschen und tankten Sonne.
Um 14 Uhr startete unsere heutige Tour: Wir hatten eine 5-stündige Floating Island, Village und Krokodilfarm Tour gebucht. Pünktlich wurden wir beim Hotel abgeholt, und unser Fahrer erklärte uns schon während der Fahrt einiges über das Dorf Kompong Phluk.
Kompong Phluk ist ein schwimmendes Dorf am Tonle Sap See, etwa 16 Kilometer südöstlich von Siem Reap. Der Name bedeutet übersetzt „Hügel der Elfenbeine“, was auf die langen Holzpfähle anspielt, auf denen die Häuser stehen. Hier leben etwa 3.000 Menschen – fast ausschließlich vom Fischfang. In den umliegenden Gewässern gibt es rund 200 verschiedene Arten von Fischen, dazu Shrimps, Seeschlangen und – etwas gewöhnungsbedürftig – viele Schnecken. Diese werden mit Sonnenlicht „gekocht“ und dann einfach gegessen. Lokale Spezialität eben.
Da in der Regenzeit (etwa von Juli bis November) alles komplett unter Wasser steht, sind alle Häuser, Schulen, die Polizeistation und selbst das kleine Krankenhaus auf Stelzen gebaut. Gerade befinden wir uns am Ende der Trockenzeit, deshalb gibt es aktuell sogar Straßen, aber bald schon wird alles wieder vom Wasser verschluckt. Dann haben die Menschen keine andere Wahl, als sich mit Booten fortzubewegen – jeder hier besitzt eines.(Kann man sich aktuell gar nicht vorstellen!)
Jedes Jahr wird an den Häusern markiert, wie hoch das Wasser in der letzten Saison gestiegen ist. In der Regenzeit können Kinder direkt vom Haus aus ins Wasser springen und zur Schule schwimmen. Eine Schule gibt es tatsächlich – mit einem einzigen Lehrer. Auch einen Kindergarten, der strategisch neben dem Tempel gebaut wurde, um im Kriegsfall als Zuflucht zu dienen. Im Tempel werden dann nämlich alle Kinder untergebracht, da dieser als heilig bezeichnet wird und vom Krieg verschont bleibt. Der letzte bewaffnete Konflikt hier war übrigens 1998. Der Tempel selbst ist das wertvollste Gebäude des Dorfes. Er „überlebt“ nur dank vielen Spenden.
Strom gibt es erst seit 2019, und viele Familien leben noch immer ganz ohne Elektrizität. Ganz seltsam irgendwie… Denn ohne Elektrizität bedeutet auch, ohne Kühlmöglichkeiten. Kühlschränke? Fehlanzeige. Die Menschen müssen täglich frisch fischen, denn sonst verdirbt alles.
Die meisten Häuser sind aus Holz gebaut. und wegen dem Wasser müssen sie jährlich neu ausgebaut werden.
Jeden Tag um 5 Uhr früh läutet jemand die große Dorfglocke, damit alle wissen: Aufstehen, es geht los. Wenn der Mönch, der dazu bestimmt ist, verschlaft, dann verschlafen alle.
Wenn Familien ihre Kinder gar nicht mehr versorgen können, bringen sie sie zum Tempel. Dort leben sie beim Mönch, der sie großzieht und unterrichtet, bis sie in die Schule gehen können. Sie werden dann durch Spenden mitfinanziert.
Es gibt auch einen „Supermarkt“ – allerdings ganz einen besonderen während der Regenzeit. Dann fährt ein Boot täglich durchs Dorf und versorgt die Menschen mit dem Nötigsten. Die meisten haben nämlich keine Möglichkeit, das Dorf zu verlassen.
Wir spazierten durch das Dorf, beobachteten das ruhige Leben und stiegen dann in ein Boot, das uns zum Tonle Sap See brachte. Dort gibt es zwei schwimmende Restaurants. Wir machten Pause bei einem davon – direkt auf dem Wasser.
Der Tonle Sap See ist übrigens der größte Süßwassersee in Südostasien. Er verändert je nach Jahreszeit seine Größe drastisch – während der Regenzeit kann er sich auf das Fünffache ausdehnen. Millionen Menschen leben direkt oder indirekt vom See, vor allem durch Fischfang. Der See ist auch ein UNESCO-Biosphärenreservat und extrem wichtig für das ökologische Gleichgewicht der Region.
Nach unserer kleinen Bootspause ging es wieder zurück zum Dorf und von dort aus zurück nach Siem Reap. Gegen 20 Uhr waren wir wieder da – wir ließen uns direkt an der Pub Street absetzen, denn wir hatten Riesenhunger.
Für Kosi gab’s natürlich Pizza, für mich eine Suppe – und dann fielen wir einfach nur noch müde ins Bett.
Die heutigen Eindrücke müssen wir erst verarbeiten…. es ist erschreckend zu sehen, wie manche Menschen leben. Für uns wirkten jedoch alle sehr glücklich, doch ist man mit so einem „einfachen“ Leben wirklich immer erfüllt? Die Menschen haben nur sich selbst, wenige schaffen es aus dem Dorf und alles was sie besitzen, müssen sie mit Müh und Not dorthin schaffen…
Ein unglaublicher Anblick für uns…
Darüber werden wir noch lange denken.
Bussi Baba,
Kosanni
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Welch Eindrücke - da kommt man sehr ins Nachdenken🙏euch alles erdenklich Gute🥰Druckale Mama