Tag 212: eine etwas andere Seite Bangkoks

Veröffentlicht am 1. Juli 2025 um 16:01

Unser Tag startete heute früh – richtig früh. Um Punkt 7 Uhr standen Papa, Kosi und ich schon im Park gegenüber unserem Hotel, bereit fürs Workout. Für nur 2 € buchten wir uns im kleinen, charmanten Outdoor-Fitnessstudio ein. Der Platz war belebt, aber nicht überlaufen. Papa war ehrlich erstaunt, wie viele ältere Menschen dort mit großer Hingabe trainierten. Junge Leute? Kaum zu sehen.

Ringsum war der Park in Bewegung – in Gruppen wurde getanzt, gedehnt, remobilisiert oder einfach gelaufen. Auch einige Kraftsportler wie wir waren dabei, aber sie waren klar in der Minderheit. Überall herrschte eine motivierte Energie – jeder schien ganz beim Training (oder so) und doch gemeinsam in Bewegung.

Gegen 8 Uhr plötzlich: laute Musik. Wie auf ein geheimes Kommando hielten alle inne – Tänzer, Läufer, selbst die Dehngruppen. Alle standen still, die Hände oft vor der Brust und die Bewegung und die Blicke ruhig. Ein Moment für den König. Natürlich passten auch wir uns respektvoll an. Es war irgendwie interessant. Kosi und ich haben das ja schon mal erlebt, aber für Papa war’s nochmal ganz was Neues.

 

Ach ja, noch etwas zu gestern: Beim morgendlichen Joggen war mir etwas Ungewöhnliches aufgefallen. Immer wieder ertönten bestimmte Signaltöne, woraufhin sich die Menschen im Park plötzlich anders bewegten – vom Laufen ins Gehen, dann wieder zurück. Ich fragte nach und lernte etwas Interessantes: Zwischen 6 und 7 Uhr gehört der Park offiziell den LäuferInnen. Eine Runde ist ungefähr 600 Meter, und diese Töne geben den Rhythmus vor. Ein Ton zum Laufen – 600 Meter lang – dann ein anderer Ton zum Gehen. Und so geht es Runde um Runde.

Ich war neugierig und fragte, ob es als unhöflich gilt, einfach durchzulaufen. Der Mann, den ich fragte, lachte herzlich und versicherte mir, dass das völlig okay sei. Also lief ich einfach weiter in meinem Tempo.

 

Aber zurück zu heute. Nach dem Training holten wir uns im Supermarkt noch einen schnellen Proteinshake und liefen verschwitzt, aber zufrieden zurück ins Hotel. Schon jetzt war die Hitze kaum auszuhalten – und es war gerade mal 8 Uhr morgens!

Frisch geduscht und in langen Hosen (denn wir hatten heute eine Tempeltour geplant! und dafür müssen Knie und Schultern bedeckt sein) trafen wir uns um 9 Uhr vor dem Hotel. Doch wie das Leben manchmal so spielt, kam alles ein wenig anders.

 

Wir schritten zunächst los zum großen Palast. Fußmarsch wäre mit 20 Minuten vorgesehen. Nur fünf Minuten später stolperten wir über ein kleines, gemütliches Frühstückslokal – es sah vielversprechend aus. Offiziell sollte es erst um 9:30 Uhr öffnen, aber die Besitzer waren freundlich und ließen uns schon früher rein. Mama und Papa bestellten ein Seafood-Omelett, Kosi entschied sich für die vegetarische Variante, ich gönnte mir einen Smoothie. Mama wählte zusätzlich einen traditionellen Thai Tea – in der Hoffnung auf einen beruhigenden Kräutertee. Die Überraschung war groß, als ein süßer, milchiger Eistee kam. Sie war nicht begeistert, aber – wieder was gelernt. Denn Thai Tea wird immer mit Milch serviert.

 

Kurz bevor wir aufbrechen wollten, erzählte Mama dann plötzlich, dass ihr gestern ein kleines Goldimplantat aus dem Zahn gefallen war. Nach kurzem Hin und Her war klar: Tempelbesuch muss warten, ab zur Zahnklinik!

Ich recherchierte und stieß auf die Bangkok International Dental Clinic – sah modern, sauber und vertrauenswürdig aus. Also liefen wir zurück zum Hotel, schnappten unsere Reisepässe (immer wichtig bei medizinischen Behandlungen hier) und bestellten ein Grab-Taxi. (Kleiner Reminder: Grab ist hier das asiatische Pendant zu Uber – wir erwähnen das oft zu selten!)

Die Fahrt dauerte rund 40 Minuten. Vor Ort wurden wir super herzlich empfangen, und obwohl wir ohne Termin kamen, durfte Mama direkt rein. Ich blieb bei ihr, um zu dolmetschen, während Papa und Kosi im Wartebereich Platz nahmen. Ich konnte der Zahnärztin genau über die Schulter schauen – und was soll ich sagen: Vielleicht sogar hygienischer und präziser als bei uns zuhause 😜

 

Nach etwas über einer Stunde war der Zahn repariert, das Gold bzw. das Implantat wieder an Ort und Stelle – und das Ganze für gerade mal 125 €. Da kann man wirklich nicht meckern.

 

Direkt danach: Starbucks nebenan. Ich brauchte dringend einen Kaffee! Wir schnappten uns Getränke und spazierten noch ein wenig durchs Einkaufszentrum. Tatsächlich wurde Papa fündig – er kaufte sich eine neue Hose.

Zur Krönung holten wir uns noch ein Eis von Mixue – außer Mama natürlich, die durfte nach der Behandlung nichts Kaltes essen. Danach ging's mit Grab direkt weiter zum großen Palast.

 

Dort strikten Kosi und ich  – Tempel hatten wir inzwischen genug gesehen – so endete es damit, dass Mama und Papa alleine hineingingen, während wir uns eine Auszeit am Fluss gönnten. Wir spazierten entspannt entlang des Wassers, holten uns zwei Joghurtdrinks – einmal Mango und einmal Blaubeere – und genossen einfach mal die Ruhe.

 

Zwei Stunden später trafen wir uns wie verabredet wieder am Palast und machten uns gemeinsam auf den Rückweg zum Hotel. Der Hunger meldete sich lautstark, doch der Straßenstand direkt neben unserem Hotel hatte leider geschlossen. Streetfood fiel damit heute aus.

Zum Glück fanden wir in der Nähe ein kleines Restaurant, das offen hatte und eine leckere Speisekarte bot. Mama und Kosi wählten Pad Thai, Papa bestellte eine Fleischplatte und ich entschied mich für eine würzige Suppe. Das Essen war köstlich – genau das Richtige nach so einem Tag.

 

Anschließend schlenderten Mama und Papa noch durch kleine Läden, in denen man an jeder Ecke Buddha-Statuen kaufen konnte. Viele waren leider zu groß für unser Gepäck, also müssen sie sich nach kleineren Souvenirs umsehen.

Gegen 16:30 Uhr waren wir wieder im Hotelzimmer. Wir legten die Füße hoch – pünktlich um 17 Uhr setzte der tägliche Regen ein. Kosi und ich nutzten die Zeit, um Mitbringsel und Kleidung zu sortieren, die wir nach Hause schicken wollten. Danach schauten wir noch ein paar Folgen Squid Game 3 – unsere kleine neue Routine – bis wir uns um 19 Uhr wieder in der Hotellobby trafen.

 

Es regnete noch immer. Also entschieden wir uns für eine Fußmassage im nahegelegenen Studio – gemütlich und perfekt bei dem Wetter.

Nach der Massage hatten wir eigentlich noch Hunger, aber es war wie verhext: Die ersten zwei Lokale hatten geschlossen, die nächsten beiden boten nichts Vegetarisches an. Schließlich fanden wir ein kleines Straßenständchen mit immerhin zwei vegetarischen Optionen. Wir setzten uns auf die vier Plastikstühle und bestellten. Die Freude währte nur kurz – der Kellner informierte uns, dass es nur noch Chicken gab. Enttäuscht liefen wir zum Supermarkt, kauften Kösetoasts und machten es uns im Zimmer gemütlich. Bei dem Wetter wollten wir einfach nicht mehr weit gehen.

 

Außerdem klingelt morgen früh um 3:30 Uhr der Wecker. Früh ins Bett war also angesagt.

 

Bussi Baba,
Kosanni

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