Tag 262: Stone Town, Sansibar-Stadt

Veröffentlicht am 20. August 2025 um 18:22

Schönen guten Morgen zusammen! Wir haben heute Nacht richtig gut geschlafen und sind erholt aufgewacht. Unser Apartment ist zwar sehr einfach, aber irgendwie auch total charmant. Es gibt genau ein Bett (eigentlich nur Bambus auf dem eine Matratze liegt), einen Stuhl, einen Tisch und eine „Küche“, die eigentlich nur aus einem Wasserkocher und einem Waschbecken besteht. Mehr braucht man ja im Grunde nicht - etwas zum Kochen wäre noch nett, aber naja. Dazu kommt ein kleines Bad, in dem Toilette und Dusche zusammengequetscht sind. Klingt minimalistisch? Ist es auch. Aber egal – es reicht völlig, um sich hier wohlzufühlen.

Gestern Abend hatte ich allerdings noch einen ziemlich langen Kampf mit der Klimaanlage. Es war unglaublich heiß und das Ding wollte einfach nicht starten. Wer hätte auch ahnen können, dass die Anlage nur auf Programm 56 funktioniert? Also habe ich sie 56 Mal ein- und ausgeschaltet, bis sie endlich lief. Manchmal ist Reisen eben auch Improvisation.

 

Heute früh sind wir schon um sechs Uhr aufgewacht. Es war noch angenehm frisch draußen und wir hatten sofort Lust, in Sportsachen zu schlüpfen und die Gegend im Laufschritt zu erkunden. Was gibt es Besseres als Sightseeing beim Joggen? Für mich wurden es sechs Kilometer durch die Innenstadt, während Kosi noch ein bisschen mehr gelaufen ist. Danach sind wir kurz auf den Markt, haben frisches Obst geholt und uns dann in unserer Unterkunft ein leckeres Frühstück gezaubert – Joghurt mit Müsli. Gegessen haben wir auf einer Couch, die eigentlich keine richtige Couch ist, aber für uns reicht sie völlig.

Natürlich wollen wir die Tage nicht nur Obst essen, also haben wir unseren Vermieter gefragt, ob er vielleicht etwas zum Kochen hätte. Erst bekamen wir nur eine Herdplatte, aber keine Töpfe. Also sind wir nochmal zu ihm gegangen. Dieses Mal drückte er uns zwei ziemlich dreckige Töpfe in die Hand – mit dem Hinweis, dass wir sie bitte selbst putzen sollen. Naja, egal. Hauptsache, wir können jetzt kochen.

 

Ein weiteres Problem: Unsere Wäsche. Wir haben seit einem Monat nichts mehr waschen können und dementsprechend roch unser Zeug schon ziemlich übel. Also haben wir den Vermieter gefragt, ob es hier einen Wäscheservice gibt. Zum Glück ja! Er meinte zwar nichts zum Preis und wir haben auch nicht nachgefragt, aber ehrlich gesagt hatten wir keine andere Wahl. Alles ist mittlerweile dreckig und stinkt, und ich habe heute meine letzte saubere Unterhose an. Hoffentlich dauert es nicht allzu lange, bis wir die Wäsche zurückbekommen.

Gegen neun Uhr sind wir dann losgezogen, um Stone Town zu erkunden. Und wow – was für ein Erlebnis!

 

Stone Town – das Herz von Sansibar

Stone Town ist das historische Zentrum von Sansibar-Stadt und seit 2000 UNESCO-Weltkulturerbe. Die Stadt ist ein echtes Labyrinth aus engen Gassen, alten Häusern und reich verzierten Holztüren. Hier trifft einfach alles aufeinander: arabische, indische, europäische und afrikanische Einflüsse. Genau das macht den besonderen Charme dieses Ortes aus.

Wir haben uns treiben lassen und sind an einigen absoluten Highlights vorbeigekommen. Direkt am Wasser liegen die Forodhani Gardens, die abends zu einem Streetfood-Paradies werden. Schon tagsüber ist es ein schöner Ort zum Spazierengehen, aber wir haben uns vorgenommen, später unbedingt zum Nachtmarkt zurückzukommen, um die ganzen Leckereien wie gegrilltes Gemüse, Zuckerrohrsaft oder die berühmten Sansibar-Pizzen auszuprobieren.

 

Nicht weit entfernt steht das House of Wonders, das früher mal der Palast des Sultans war. Es war damals das modernste Gebäude der Region – das erste mit Elektrizität und einem Aufzug. Leider ist es 2020 teilweise eingestürzt und wird gerade restauriert. Trotzdem wirkt das Gebäude schon von außen sehr beeindruckend.

Gleich daneben steht das Old Fort, das älteste Bauwerk der Stadt. Es wurde ursprünglich von den Portugiesen gebaut, später von den Omanis erweitert und diente als Verteidigungsanlage. Heute gibt es dort kleine Läden, ein Amphitheater und immer wieder kulturelle Veranstaltungen.

 

Sehr bewegend fanden wir auch die Christ Church Cathedral, die direkt auf dem Gelände des ehemaligen Sklavenmarkts gebaut wurde. Im Untergrund kann man noch die alten Sklavenkammern besichtigen – eng, dunkel und bedrückend. Die Kathedrale selbst ist ein starkes Symbol gegen die Sklaverei und erinnert an diesen schmerzhaften Teil der Geschichte.

Natürlich durfte auch ein Abstecher zum Darajani Market nicht fehlen. Dort wird es richtig lebendig: Gewürze, frischer Fisch, Obst, Gemüse – einfach alles. Der Geruchsmix ist überwältigend, aber genau das macht den Markt so authentisch.

Besonders cool fanden wir außerdem Jaws Corner – ein kleiner Platz, an dem sich die Einheimischen treffen, Tee trinken, quatschen und Schach oder Bao spielen. Touristen sind hier willkommen, und wenn man sich dazusetzt, kommt man super schnell ins Gespräch.

 

Stone Town ist wirklich einzigartig. Man läuft durch die Gassen und fühlt sich, als wäre man in einer Mischung aus 1001 Nacht und einem afrikanischen Markt. Überall gibt es etwas zu entdecken, sei es eine kunstvoll geschnitzte Haustür, der Duft von Nelken und Zimt oder einfach die freundlichen Menschen, die einem ein „Karibu!“ zurufen.

 

Gegen Mittag meldete sich meine Kaffeesucht, und wie durch Zufall stolperten wir mitten in den Gassen von Stone Town über das Karafu Coffee House. Und was soll ich sagen? Ich habe tatsächlich einen Flat White mit Sojamilch bekommen! Das gab es schon seit Ewigkeiten nicht mehr, und ich habe mich so sehr darüber gefreut. Es sind die kleinen Dinge im Leben, die man beim Reisen plötzlich viel mehr zu schätzen weiß.

Nach dem Koffeinkick stand die nächste Mission an: ein Friseurbesuch für Kosi. Wir schlenderten also weiter durch die schmalen Straßen der Altstadt und kamen an einigen „Friseuren“ vorbei. Die meisten sahen eher aus wie improvisierte Hütten – innen ein Fernseher, davor drei Männer auf Plastikstühlen, die in die Röhre starrten.

Wir wagten es schließlich bei einem Laden, der von außen genauso aussah. Als wir reingingen, stand einer der Männer auf, fragte nur kurz „Friseur?“. Wir nickten, und er erklärte uns: „6,50 Euro.“ Ein fairer Deal, also willigte Kosi ein und nahm mutig Platz.

Das Setting war schon filmreif: als Schutz kam ein Stück Klopapier um den Hals, darüber ein Louis-Vuitton-Umhang – ganz bestimmt Fake, aber mit Stil. Wir sagten noch extra: „Bitte nicht zu kurz.“ Naja, am Ende wurde es trotzdem kurz. 😂

Der Friseur hatte nämlich nur eine Haarschneidemaschine und eine Rasierklinge. Und für die Haare oben packte er tatsächlich eine ganz normale Bastelschere aus! Ihr hättet Kosis Blick sehen müssen!! Er schnippelte mal hier, mal dort, und Kosi wurde immer skeptischer. Aber der Mann gab sich so viel Mühe, rasierte akribisch die Konturen und nahm sich richtig Zeit. Nach etwa zwanzig Minuten war das Werk vollbracht.

Er fragte mich schließlich mit ernster Miene, ob es mir gefalle. Ich sagte „Ja, sehr!“, und er strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Am Ende war der Schnitt zwar deutlich kürzer als geplant, aber ehrlich gesagt besser als die zu langen Haare vorher. Und Kosi war am Ende auch richtig glücklich – endlich wieder eine leichtere Frisur bei der Hitze.

 

Danach ging es direkt mit unserer zweiten Mission weiter: Meine Gelnägel mussten runter. Das letzte Mal war ich in Indien im Nagelstudio (also vor über 6 Wochen), und seitdem hatten die Nägel einiges mitgemacht. Sie sahen mittlerweile einfach nur noch schlimm aus.

In Stone Town (und generell Afrika) ist es aber gar nicht so leicht, ein Nagelstudio zu finden. Eigentlich wollten wir nur jemanden aufspüren, der eine elektrische Feile hat, damit die Gelnägel endlich runterkommen. Wir hatten ehrlich gesagt schon fast aufgegeben, als ich plötzlich in einer kleinen Seitenstraße ein unscheinbares Schild mit der Aufschrift „Maniküre“ entdeckte.

Neugierig fragte ich nach, und die Frau im Laden nickte sofort. Sie nahm sich Zeit, feilte die Gelnägel vorsichtig ab und machte meine Nägel wieder ordentlich. Zum Abschluss gab es sogar noch einen Klarlack obendrauf. Ich war so erleichtert und glücklich – endlich wieder vorzeigbare Hände!

 

Und als wäre das nicht schon Highlight genug, passierten wir wie aus dem Nichts ein Eisgeschäft „Gelato Italiano“! Na das muss man mir nicht zweimal sagen. Während Kosi noch fragte, ob wir eines probieren wollen, war ich schon halb drinnen im Laden. Er konnte den Satz nichtmal fertig aussprechen 😂

Ich dachte immer, mit dem Alter wird meine Sucht nach Schocko, Eis oder Kuchen weniger - aber falsch gedacht… so hat halt jeder deine Sünden im Leben 😁

Also gabs einmal Zitrone und Cookies für mich und eine Kugel Stracciatella für Kosi.

 

Danach schlenderten wir weiter, diesmal mit dem Ziel, endlich etwas Richtiges zu kochen. Wir fanden einen kleinen Gemüsestand, an dem wir Tomaten und Bananen kauften. Mit der neuen Herdplatte in der Unterkunft war das unser großer Plan für den Nacgmittag. Im Supermarkt deckten wir uns noch mit Nudeln ein – allerdings ohne Pesto oder sonstige Soße, den so etwas gab es hier nicht. Also entschieden wir uns für eine ganz einfache Variante: Nudeln mit Gemüse und Butter. Salz und Gewürze hatten wir nämlich auch noch keine.

Am späten Nachmittag machten wir uns ans Werk. Es dauerte tatsächlich über eine Stunde, bis das Essen fertig war. Die Küche ist winzig, die Utensilien sind ziemlich spärlich und die Herdplatte kocht langsam. Aber am Ende stand ein dampfender Topf Nudeln mit Gemüse vor uns. Und wisst ihr was? Es schmeckte erstaunlich gut!

 

Gegen 18 Uhr packten wir unsere Boxhandschuhe ein und spazierten los zum gegenüberliegenden Park. Dort gabs eine 40 minütige Boxeinheit. Und da ich leichte Kopfschmerzen hatte, war Kosi auch ein erstaunlich netter Trainer (sonst nimmt er Boxen immer sehr sehr ernst 😁). Neben uns am Feld spielten mindestens 25 Teams Fußball (mit unzähligen Menschen). Und Kosi wartete nur darauf, dass er eventuell irgendwo mitspielen konnte, doch leider kam kein Team auf ihn zu. Auch als der Ball ein paar Mal in seine Richtung flog und er ihn beachtlich zurückspielte, luden sie ihn nicht ein, Er tat mit wirklich leid…

 

 

Am Rückweg sahen wir den Nachtmark. Aber diesen ließen wir heute noch aus. Wir haben ja noch ein paar Tage vor uns und können ja nicht am ersten Tag schon alles ansehen.

 

Daher gings nur noch unter die Dusche und ab ins Betti 😁

 

Wir sind total gespannt, was wir hier in den nächsten Tagen noch alles erleben werden.

 

Bussi Baba,

Kosanni

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