Tag 289: Zurück in Paje

Veröffentlicht am 16. September 2025 um 18:52

Die erste Nacht in unserer neuen Unterkunft war überraschend angenehm. Klar, ein paar Mücken haben uns die Ehre erwiesen – das Summen im Ohr ist eben so eine tropische Begleiterscheinung, an die man sich gewöhnen muss –, aber die frische, leicht kühle Luft machte das alles wett. Ich habe wunderbar geschlafen, nur war es dann doch wieder typisch für mich: Punkt fünf Uhr morgens war ich hellwach.

Kosi hingegen brauchte etwas länger, um den Weg aus dem Bett zu finden. Gegen sechs Uhr war es dann so weit – beide zogen wir die Schuhe an, ein kurzes “Guten Morgen”, und schon ging’s los. Unser Plan: Joggen am Strand.

Doch wie das oft so ist, liefen wir nicht Seite an Seite. Kosi liebt das schnellere Tempo, während ich lieber in meinem Rhythmus bleibe, begleitet von meinem Podcast.

 

Während ich so vor mich hin joggte, bemerkte ich plötzlich, dass mich jemand beobachtete. Eine Frau mit Kamera stand etwas weiter entfernt und hatte das Objektiv auf mich gerichtet. Mein erster Gedanke: Wie unverschämt – einfach wildfremde Leute so auffällig fotografieren! Doch als ich mich umdrehte, war sie immer noch da und drückte weiter ab. Ich wollte schon einen großen Bogen um sie machen, als sie mich ansprach.

Es stellte sich heraus, dass sie Hobbyfotografin ist. Sie hatte einige schöne Laufbilder von mir geschossen und bot gleich an, mir die bearbeiteten Fotos zu schicken. Wir tauschten Nummern aus – und ich bin gespannt, was sie mir die Tage zusendet. Eine witzige, unerwartete Begegnung.

 

Zurück in der Unterkunft wartete schon die nächste kleine Überraschung: Kosi kam strahlend zurück – in der Hand frisches, noch warmes Brot und sogar ein Stück Kuchen. Er konnte einfach nicht widerstehen. Unser Frühstück war also gesichert: Joghurt mit Müsli, frisches Brot und – eigentlich – Eier. Eigentlich. Denn der Herd verweigerte hartnäckig den Dienst. Wir versuchten es mehrmals, doch nichts tat sich. Also griffen wir zum Plan B: Eier im Wasserkocher. Und siehe da, es funktionierte erstaunlich gut. Kurz nachdem wir fertig waren, kam auch schon der Vermieter vorbei. Selbst er konnte den Herd nicht retten und tauschte ihn kurzerhand aus. Improvisation gehört hier wohl zum Alltag.

 

Nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen und machten uns auf den Weg zum Strand. Zwei Handtücher, Sonne im Gesicht – perfekt. Oder zumindest fast. Denn die Ruhe hielt nicht lange. Kaum lag man zehn Minuten entspannt in der Sonne, kamen unaufhörlich Massai vorbei, die uns Schmuck und Souvenirs andrehen wollten. Egal, ob man schlafend tat oder freundlich abwinkte – sie ließen nicht locker. Irgendwann wurde es so aufdringlich, dass wir um 13 Uhr beschlossen, das Handtuch im wahrsten Sinne des Wortes zu werfen. Stattdessen genossen wir einen Kaffee im Lokal nebenan – deutlich entspannter.

 

Am Nachmittag ging’s dann auf den Markt. Wir sammelten einen bunten Mix: Auberginen, Zucchini, Tomaten, Karotten, Bohnen, Pilze, Ingwer, Gurken… der Sack wurde immer schwerer. Zurück in der Unterkunft kam der neue Herd gleich zum Einsatz – es gab Nudeln mit Gemüse, unser Klassiker. Und diesmal funktionierte alles ohne Notlösung.

Danach wartete eine kleine Premiere: unser neues Spiel „Phase 10“. Andrew hatte es uns dagelassen, damit wir nicht immer nur UNO spielen. So saßen wir vor unserer Unterkunft, Karten in der Hand, und verbrachten den Nachmittag lachend und ein klein wenig diskutierend.

Kurz vor fünf Uhr nahm ich mir noch vor, für die bevorstehende Lesung etwas vorzubereiten. Da Drucker hier Mangelware sind, beschloss ich, alles per Hand in ein Heft zu übertragen. Doch das passende Heft zu finden, wurde zur kleinen Mission. Das erste, das wir fanden, war grellorange – und wer mich kennt, weiß, dass diese Farbe nicht gerade meine erste Wahl ist. Also weiter zum „Photocopyshop“. Der hatte nämlich Flyer im Angebot. Dort ließ ich mir kurzerhand mein Buchcover als Flyer ausdrucken, um es auf das Heft zu kleben. Die erste Version gefiel dem Besitzer nicht, also schmiss er sie einfach weg. Ein bisschen schade, er hätte es ja uns trotzdem geben können, aber naja – „afrikanische Logik“. Das zweite Exemplar gefiel ihm besser, und für einen Euro war mein Heft dann ein kleines Unikat.

 

Am Abend machten wir noch einen Spaziergang am Strand. Zwar saßen ein paar Touristen in den Hotelbars, aber richtiges Leben wie man es von Streetfood-Märkten kennt? Fehlanzeige. Das fehlt uns hier wirklich. Wie schön wäre es, einfach mal durch belebte Straßen zu schlendern und an kleinen Ständen von allem zu probieren. Stattdessen fanden wir immerhin einen kleinen Verkaufsstand mit Ciabatta und Omelett. Kosi griff sofort zu, und mit seiner Beute machten wir uns auf den Rückweg.

Um 18 Uhr ist es hier einfach schon wieder dunkel – unglaublich, wie früh hier die Sonne verschwindet. Dadurch fühlt man sich automatisch auch schneller müde. So waren wir gegen 20 Uhr schon wieder in der Unterkunft. Kosi gönnte sich sein Omelett-Ciabatta, während ich begann, diese Zeilen zu schreiben.

Und damit endet unser Tag hier. 

 

Bussi Baba, 

Kosanni

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