Tag 293: Paje und Ruhe

Veröffentlicht am 20. September 2025 um 17:29

Der Tag begann heute gewohnt früh – oder besser gesagt, gewohnt laut. Punkt 6:30 Uhr wurden wir vom Baulärm (wiedermal) geweckt. Noch immer kein sanftes Wecken durch Vogelgezwitscher oder Meeresrauschen, sondern Hämmern, Rufen, Maschinen. Schlafen war nicht mehr drin, also beschlossen wir: Dann starten wir eben gleich in den Tag.

Heute blieb der Morgenlauf aus. Noch etwas verschlafen machten wir uns zu Fuß auf den Weg zur Bäckerei. In der Vorstellung wartete dort frisches, warmes Brot auf uns – immerhin öffnet sie offiziell um 7:30 Uhr. Doch als wir um 8 Uhr ankamen, war das Regal komplett leer. Auf unsere Nachfrage hin lächelte die Verkäuferin nur gemütlich und meinte: „Ja, das dauert noch, bis das Brot da ist.“ Willkommen im gelassenen Rhythmus des Lebens hier – ganz ohne Hektik.

Also zogen wir weiter, spazierten durch die Straßen und entdeckten bald einen kleinen Stand, an dem es Krapfen und ein dünnes Fladenbrot gab. Natürlich konnten wir nicht widerstehen. Eingewickelt wurde alles wie üblich in Zeitungspapier – allerdings nicht in tansanisches, sondern in chinesisches. Offenbar landen hier die alten Zeitungen aus Fernost, um ein zweites Leben als Verpackungsmaterial zu bekommen. Für uns mittlerweile ganz normal - aber manchmal vergessen wir, dass das zuhause nicht so wäre.

Rund 20 Minuten später standen wir wieder vor der Bäckerei – diesmal mit mehr Glück. Das Brot war inzwischen angekommen, wir nahmen eines mit und machten uns auf den Rückweg zur Unterkunft. Dort trafen wir unseren Vermieter, der uns sofort ganz aufgebracht fragte, ob es tatsächlich jeden Morgen so laut sei. Er selbst sei die letzten Nächte nicht da gewesen, konnte aber heute kaum schlafen. Empört erzählte er, dass er gleich die Polizei und den Baustellenbetreiber informiert habe, damit es morgen ruhiger sein würde. Wir sind gespannt, ob das klappt – glauben tun wir’s noch nicht so ganz.

Endlich war Frühstückszeit. Wir richteten uns alles her, setzten uns gemütlich hin und ließen uns das Brot schmecken. Danach folgte ein langer, entspannter Spaziergang am Strand – ganze zwei Stunden lang. Die Füße im Sand, der Blick aufs Meer, das ist jedes Mal wieder pure Erholung. Diesmal auch wieder ohne Podcast, denn wir hatten viel zu besprechen. 

Dann -  sobald man die touristischen Wege verlässt und durch die Gassen geht, wo die Einheimischen wirklich leben, sieht man auch die andere Seite. Es ist nach wie vor erschreckend, wie nah Luxus und Armut hier beieinanderliegen: Auf der einen Seite heruntergekommene Baracken, Müll, fehlende Fenster und Türen, und Familien, die sich ihren kleinen Raum noch dazu mit Kühen oder Ziegen teilen. Auf der anderen Seite glänzende Resorts, die Cocktails für 11 Euro auf die Karte schreiben – mehr als viele hier am Tag verdienen. Der Kontrast könnte größer kaum sein und er hinterlässt immer ein mulmiges Gefühl.

Am Strand wollte ich später die Kitesurfer fotografieren – einfach ein cooler Anblick. Doch kaum hielt ich das Handy hoch, standen auch schon ein paar Einheimische neben mir und verlangten Geld für die Fotos. Natürlich gab ich nichts. Warum auch? Es war eine öffentliche Szene am Strand, kein privates Shooting.

Um die Stimmung wieder zu heben, gönnten wir uns ein Eis: Erdbeer für mich (natürlich!) und Stracciatella für Kosi. Mit diesem kleinen Genuss spazierten wir zurück.

Gerade als wir unser Abendessen fertig hatten und entspannt auf der Terrasse saßen, überraschte uns unser Vermieter mit einem Tablett. Darauf lagen zwei Sommerrollen – oder besser gesagt, eine Variation davon. Mit Tofu gefüllt, nett angerichtet, eine freundliche Geste. Geschmacklich waren sie okay, aber nachdem wir die echten vietnamesischen Sommerrollen kennen, war der Vergleich schwer. Trotzdem freuten wir uns sehr über die Aufmerksamkeit.

Nach dem Essen setzte ich mich zum Schreiben auf die Terrasse, während Kosi noch schnell ins Meer sprang. Punkt 18 Uhr wurde dann Fußball eingeschaltet: Sturm Graz spielte und das wollte natürlich niemand verpassen. So ging der Abend  zu Ende.

Meine Verletzungen fühlen sich übrigens schon besser an. Training habe ich heute trotzdem ausgelassen – sicher ist sicher. Morgen ist auch noch ein Tag.

 

Bussi Baba,

Kosanni

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