Als hätten die Bauarbeiter es geahnt, dass wir heute für unsere letzte Nacht weiterziehen würden, war es ausgerechnet heute komplett still auf der Baustelle. Kein Hämmern, kein Bohren – einfach Ruhe. Unglaublich, fast schon wie ein kleines Geschenk zum Abschied.
Trotzdem war ich bereits um fünf Uhr morgens hellwach. Der Körper hat seinen eigenen Rhythmus, und Kosi musste eine Stunde später ebenfalls dran glauben – ed gab kein Ausschlafen, stattdessen rein in die Sportsachen. Wir machten uns fertig für unseren Morgenlauf. Doch wie es am Meer so ist, gehen Ebbe und Flut nach ihrem eigenen Takt. Heute bedeutete das: Punkt sechs Uhr war Flut, und der Strand, unser sonst so geliebter Laufweg, war kaum begehbar.
Kosi nahm die Herausforderung an und kämpfte sich am Wasser entlang. Ich hingegen wich auf die Hauptstraße aus und absolvierte dort meine fünf Kilometer.
Zurück in der Unterkunft richteten wir uns ein letztes Frühstück, setzten uns noch einmal auf die Terrasse, spielten Phase 10 und genossen die ruhige Stimmung. Diesmal gewann ich – ausnahmsweise. Eigentlich freue ich mich immer mehr, wenn Kosi gewinnt, aber heute hatte er einfach kein Glück bei dem Spiel.
Danach hieß es packen: Zwei große Rucksäcke, zwei kleine und dazu noch zwei Taschen – wir waren wieder mal voll beladen. Das restliche Essen und unsere Einkäufe ließen wir in der Unterkunft zurück, damit die MitarbeiterInnen sich daran bedienen können. Und dann machten wir uns auf den Weg. Ganze 100 Meter weit, bis zum Fünf-Sterne-Hotel nebenan.
Schon beim Betreten hatten wir das Gefühl, die ersten Gäste überhaupt zu sein, die mit Rucksäcken anreisen. Die Blicke des Personals sagten alles: „Die bleiben hier? Wirklich?“ Noch größer wurde das Staunen, als sie erfuhren, dass wir nur für eine Nacht einchecken.
Und dann dieses Zimmer! Wir kamen aus dem Staunen kaum heraus. So viel Luxus auf einmal waren wir schlicht nicht gewohnt. Zum ersten Mal hatten wir eine Klimaanlage, ein richtiges, großes Bett, und es gab sogar Bademäntel, Hausschuhe und – kaum zu glauben – Yogamatten -im Zimmer!. Die Dusche war riesig, aber die Terrasse noch größer. Alles fühlte sich an, als wären wir im siebten Himmel gelandet.
Doch statt das Zimmer lange zu genießen, zog es uns sofort zum Pool. Wir breiteten uns auf den Liegen aus, ließen uns die Sonne auf die Haut scheinen und genossen einfach den Moment. Ganz ehrlich: Wir lagen eigentlich nur da und staunten. Um uns herum lauter Gäste, die aussahen, als wären sie direkt aus einem Influencer-Magazin herausgefallen – trainierte Pärchen, Mitte zwanzig bis Ende dreißig, perfekt gestylt und irgendwie alle mit dieser Ausstrahlung: „Wir haben Geld, und das zeigen wir auch.“
Wir dagegen fühlten uns wie zwei Kinder, die Weihnachten und Geburtstag gleichzeitig feiern: Wasserliegen, der Pool, gratis Zitronenwasser direkt am Becken – wir konnten gar nicht genug bekommen.
Am Nachmittag schauten wir noch kurz im hoteleigenen Fitnessstudio vorbei – wirklich nur kurz – und gönnten uns danach etwas zu essen.
Da wir ja keine Küche mehr hatten, gingen wir heute wieder einmal essen. Und da hauten wir zur Feier des Tages richtig rein. Es gab Pizza und vegetarischen Burger mit Pommes für Kosi und eine Tofu Bowl mit Reis für mich. Und da wir heute nun schon so viel Geld ausgegeben hatten, durfte ein Eis als Nachspeise natürlich nicht fehlen. Also bekam ich Erdbeer und Kaffee und Kosi eine Kugel Stracciatella.
Wir waren soooo voll danach! Aber es war so lecker. Und außerdem war es mal etwas anderes als unsere täglichen Nudeln.
Zurück in der Unterkunft legten wir uns zur Entspannung in das Bett. Eigentlich wollten wir noch eine Runde spazieren gehen, doch ich sag´s euch: Wenn ihr in diesem Bett liegen würdet, dann würdet ihr heute auch nicht mehr aufstehen.
Bald heißt es für mich dann schon: vorbereiten, herrichten, Internet einrichten. Denn heute stand für mich etwas ganz Besonderes an: meine Lesung. Um 17:30 Uhr deutscher Zeit (bei uns in Tansania also 18:30 Uhr) beginnt die erste, um 20:30 Uhr bei uns (19:30 zuhause)folgt die zweite. Deshalb gibt es den Blog heute schon etwas früher, denn danach wird mein Kopf vermutlich nur noch rauchen.
Glücklich und gut gerastet war´s das für heute.
Ihr freue mich auf alle, die heute Abend bei der Lesung dabei sein werden.
Bussi Baba,
Kosanni
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