Tag 342: Abu Simbel Ausflug

Veröffentlicht am 8. November 2025 um 18:18

Bevor wir überhaupt richtig starten, muss ich leider Kosi ein wenig rügen. Er hat euch nämlich die wohl wichtigsten Informationen von gestern einfach verschwiegen! Gestern erhielten wir endlich unsere endgültige Tischzuweisung für die kommenden Tage am Schiff/Boot. Wir wurden an einen großen Sechser-Tisch gesetzt, an dem wir nun für alle vier Tage gemeinsam essen werden.

Und das Schönste daran? Zu meiner Rechten sitzt eine unglaublich liebenswerte 74-jährige Dame und zu meiner Linken eine 80-jährige Dame – beide so herzlich und charmant, dass ich mich sofort wohlgefühlt habe. Die 80-Jährige ist gemeinsam mit ihrer besten Freundin aus der Schweiz angereist, um hier ihren Geburtstag zu feiern. Die 74-Jährige wiederum reist mit ihrem Sohn, der extra aus Australien hergeflogen ist. Aufgewachsen ist sie in Italien und mit ihren Mann nach Australien gezogen. Ist das nicht schön?

 

Das Allerbeste daran: die 80-jährige Dame hatte gestern tatsächlich Geburtstag – ihren achtzigsten! Natürlich wurde dieser ganz gebührend gefeiert. Es wurde gesungen, getanzt und natürlich durfte auch eine Torte nicht fehlen. Es war einfach ein wunderschöner, lebensfroher Abend, der gezeigt hat, wie viel Energie und Freude in diesen Frauen steckt. Ich fühlte mich sofort wie in einer kleinen Familie und hatte das Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Und alle sind noch so fit und lebensfroh! Wir waren auch überrascht, als die 80jährige Dame plötzlich im perfekten Englisch mit den Australiern sprach - da können wir Jungen uns noch eine Scheibe davon abschneiden.

Und die Dame aus Australien erzählte uns, dass sie 4 Monate vor der Reise angefangen hat, täglich 4.000 Schritte zu gehen und etwas mehr Sport zu machen, damit sie ja fit ist dafür! Ihren Mann hat sie aus gesundheitlichen Gründen zuhause gelassen und ist fünf volle Wochen mit ihrem Sohn unterwegs!

Ich finde das immer so inspirierend. Denn viele Personen über 70 Jahren oder auch manch Jüngere, suchen oft nach Ausreden und reden sich ein, vieles nicht mehr tun zu können. Doch gestern bei den Gesprächen viel auf: Wenn man will, geht alles!

 

Allzu lange blieben wir dann aber doch nicht mehr auf. Gegen 21 Uhr bekamen wir nämlich noch eine recht überraschende Information: Unsere Tour am nächsten Tag (also heute) sollte bereits um 4 Uhr morgens starten! Das bedeutete also – Wecker stellen auf 3:30 Uhr. Ich muss zugeben, allein der Gedanke daran ließ meine Motivation schlagartig sinken.

 

Der Morgen

Pünktlich um 3:30 Uhr klingelte der Wecker. Es war stockdunke und ich war alles andere als begeistert. Müde und etwas quengelig drehte ich mich zu Kosi um und sagte nur:
„Ganz ehrlich, alle Tempel sehen doch sowieso gleich aus! Solange es kein Wasserpark oder irgendetwas Cooles ist, stehe ich nicht auf.“ Ja, so motiviert war ich.

 

Natürlich half alles Jammern nichts – ich stand letztlich doch auf, wenn auch etwas trotzig. Ich muss an dieser Stelle aber wirklich erwähnen, dass ich in den letzten Tagen einfach völlig erschöpft bin. Die schwüle Hitze, das ständige Busfahren, der Staub und Dreck überall, die Klimaanlagen, die Menschen – das alles zehrt ganz schön an den Kräften. Ich fühle mich einfach müde, matt und leicht angeschlagen. MMA würde man in der Pflege sagen, was so viel bedeutet wie müde, matt, abgeschlagen.

 

Aber es half ja nichts. Kosi meinte nur: die Tour ist bezahlt, wir fahren hin. Das er mal die Treibende Kraft ist, kommt auch selten vor 😁

Um Punkt 4 Uhr standen wir, noch halb im Halbschlaf, bei der Rezeption bereit zur Abholung. Gemeinsam mit den anderen warteten wir gespannt, was uns heute erwarten würde. Niemand von uns hatte genaue Informationen bekommen, denn Kommunikation scheint hier nicht gerade die größte Stärke zu sein. Generell muss man einfach vertrauen. Es gibt keine Infos, kurzfristige Planänderungen und keine Rückmeldungen, wenn man den Veranstalter schreibt.

Nach und nach verließen immer mehr Gruppen das Schiff, wurden abgeholt und verschwanden in der Dunkelheit. Irgendwann waren nur noch wenige von uns übrig. Kosi begann langsam nervös zu werden – er überlegte schon, ob man uns vielleicht vergessen hatte. Ich dagegen dachte mir nur: „Ach, das wäre ja auch schön! Dann könnte ich heute einfach im Bett bleiben und ein bisschen schlafen.“

Doch – falsch gedacht…

 

Gegen 4:15 Uhr wurden wir schließlich abgeholt und zu einem Auto gebracht – was uns ziemlich überraschte. Eigentlich hatten nämlich die beiden Damen aus der Schweiz einen privaten Transfer gebucht, während wir dachten, wir würden gemeinsam mit einer größeren Gruppe im Bus fahren. Doch es kam genau umgekehrt: Die beiden mussten mit rund zehn weiteren Personen in einem Minibus Platz nehmen, während wir plötzlich ganz alleine in einem Taxi saßen.

Wir konnten uns das nur auf eine Weise erklären – sie hatten uns schlichtweg vergessen. Vermutlich wurde dann in letzter Minute ein Fahrer organisiert, damit wir überhaupt noch rechtzeitig loskamen. Anders ließ sich das wirklich nicht erklären, denn wir gehören garantiert zu den Gästen, die am wenigsten für ihre Ausflüge bezahlt haben. Aber gut, man soll sich ja nicht beschweren. Manchmal darf das Glück schließlich auch einfach mal auf unserer Seite sein.

 

Also stiegen wir müde, aber mit einem kleinen Schmunzeln ins Taxi und machten uns auf den Weg. Die Fahrt dauerte insgesamt ganze vier Stunden – und das mitten in der Nacht/am frühen Morgen. Irgendwann legten wir einen kurzen Stopp ein, etwa drei Minuten, um auf die Toilette zu gehen. Doch ich habe es gar nicht erst versucht – die Schlange war viel zu lang, das wäre sich in der kurzen Zeit niemals ausgegangen. Also hieß es: zusammenbeißen und weiterfahren. Ich war danach tatsächlich ein bisschen stolz auf mich – kleine Siege zählen schließlich auch! 😜

 

Als wir endlich am Ziel ankamen, wartete schon ein Guide ungeduldig auf uns. Wir hatten keine Ahnung, was los war, folgten ihm aber schnellen Schrittes. Er erklärte uns hastig, dass wir viel zu spät dran wären und uns beeilen müssten, um noch hineinzukommen. Für einen Moment dachten wir wirklich, dass vielleicht alle anderen von unserem Schiff schon längst dort waren und wir die Letzten wären. Also kauften wir eilig die Tickets – für stolze 32 Euro pro Person. Und das für nur max. eine Stunde Aufenthalt! Ihr könnt euch vorstellen, wie meine ohnehin schon nicht vorhandene Motivation weiter sank.

 

Dann führte uns dieser Guide zu einem weiteren Guide – ja, richtig gelesen, wir bekamen einen neuen Guide zugeteilt. Der zweite wirkte mindestens genauso gestresst wie der erste. Er las etwa zehn Minuten lang etwas von seinem Handy über die Geschichte des Tempels vor, völlig ohne Begeisterung oder Verbindung zu dem Ort. Dann sagte er trocken, wir hätten jetzt zehn Minuten Zeit für den ersten Tempel und fünfzehn Minuten für den zweiten. Danach sollten wir uns wieder am Treffpunkt einfinden.

Und damit ließ er uns einfach stehen. Es fühlte sich alles an wie eine reine Massenabfertigung – kein Moment zum Durchatmen, kein Raum, um wirklich etwas auf sich wirken zu lassen. Wir versuchten trotzdem, so viel wie möglich zu sehen, aber es war schlichtweg zu voll. Überall drängten sich Touristen, jeder wollte das gleiche Foto machen und an ein ruhiges Erkunden war gar nicht zu denken.

 

Kurz zum Tempel:

Die Tempelanlage von Abu Simbel, gelegen im Süden Ägyptens am Nassersee (wir waren also fast schon im Sudan!), ist eines der beeindruckendsten Zeugnisse des Neuen Reiches. Die beiden Felsentempel wurden im 13. Jahrhundert v. Chr.auf Befehl von Pharao Ramses II. (dem Großen) in den Sandsteinfelsen gehauen. Der Pharao nutzte die gewaltige Bauweise nicht nur als religiöses Heiligtum, sondern auch als überwältigendes Machtsymbol gegenüber Nubien, das damals unter ägyptischer Herrschaft stand. Man merkt dies aber auch, denn wir sahen mind. 4 Statuen von ihm - weil er so selbstverliebt war (hat ein bisschen was von Kosi 😜)

Der Große Tempel ist Ramses II. selbst und den Reichsgöttern Amun-Re, Re-Harachte und Ptah geweihty seine Fassade wird von vier über 20 Meter hohen Sitzstatuen des Pharaos dominiert. Berühmt ist das sogenannte "Sonnenwunder", bei dem die Sonne zweimal jährlich tief in das Heiligtum vordringt und drei der Götterstatuen beleuchtet. Der kleinere Tempel ist seiner Hauptgemahlin Königin Nofretari und der Göttin Hathor gewidmet.

In den 1960er Jahren drohte die gesamte Anlage durch den Bau des Assuan-Staudamms im steigenden Wasser des Nassersees zu versinken. In einer Rettungsaktion wurden die Tempel zwischen 1964 und 1968 in mehr als tausend Blöcke zerlegt und an einem 65 Meter höher gelegenen Standort originalgetreu wieder aufgebaut. Diese Leistung des Kulturschutzes sicherte Abu Simbel den Status als UNESCO-Weltkulturerbe.

 

 

Zurück am Treffpunkt wartete der Guide schon wieder – nur um uns mitzuteilen, dass gleich ein neuer Guide kommen würde, der uns den Ausgang zeigen sollte. Da mussten wir wirklich lachen. Wir erklärten ihm höflich, dass wir den Ausgang schon selbst finden würden. Daraufhin wollte er dann auch noch Trinkgeld von uns – wofür eigentlich? Wir nickten freundlich, ließen ihn aber stehen und machten uns allein auf den Weg hinaus.

 

Draußen wartete schon unser Fahrer, ebenfalls in Eile. Also stiegen wir wieder ins Taxi und machten uns auf den Rückweg – vier Stunden zurück zum Schiff. Ich sage es euch ehrlich: Heute fehlte mir wirklich jede Motivation. Kosi tat mir fast ein bisschen leid, weil ich so genervt war, aber mal ehrlich – um drei Uhr morgens aufzustehen, acht Stunden Auto zu fahren und dann nur eine halbe Stunde Tempelbesichtigung zu haben? Bei aller Liebe, das war einfach völlig dumm geplant.

Und wenn dann alles noch so gehetzt und unorganisiert ist, dass man gar nichts genießen kann, wird es doppelt schade. Der Tempel selbst war eigentlich wunderschön – aber die ganze Umgebung, der Stress, die Masse an Menschen, das laute Flair… das nimmt einem einfach jede Freude.

Überall standen Instagram-Models, die in perfekt abgestimmten Kleidern posierten, sich in Pose warfen und offensichtlich nur für das eine perfekte Foto hier waren. Das zieht sich leider durch viele Orte – alles soll auf den Bildern toll aussehen, doch die echte Energie und Seele des Platzes gehen dabei völlig verloren.

 

Ich merke das besonders hier in Ägypten: Alles ist irgendwie auf Fotos und auf Geld ausgerichtet. Kaum ein Ort fühlt sich noch echt an, weil alles nach außen perfekt wirken soll. Und das ist so schade – denn in Wahrheit steckt in diesen Orten so viel mehr, wenn man sie einfach sein lassen würde.

Heute war also nicht mein Tag. Ich war müde, genervt und etwas enttäuscht. Aber ich weiß auch: Nicht jeder Tag auf Reisen kann gleich gut sein. Manchmal gehört es einfach dazu, dass man weniger motiviert ist – und auch das ist Teil des Abenteuers.

 

Für uns ging es nach dieser anstrengenden Fahrt nur noch zurück aufs Schiff. Endlich wieder sitzen, durchatmen, essen – mehr stand definitiv nicht auf dem Plan. Nach dem Mittagessen hätten wir eigentlich noch die Möglichkeit gehabt, an einer Nachmittags-Tour zum Kom Ombo Tempel teilzunehmen. Aber ehrlich gesagt: Ich konnte einfach nicht mehr. Mein Körper sagte ganz klar „Pause“ und mein Kopf stimmte sofort zu.

Also entschieden wir uns, diesen Ausflug auszulassen. Kosi hätte zwar noch ein bisschen Lust gehabt, aber er wollte nicht allein gehen – also blieben wir beide an Bord. Und das war, rückblickend betrachtet, genau die richtige Entscheidung.

Wir verbrachten den Nachmittag ganz entspannt auf dem Sonnendeck. Endlich mal kein Zeitdruck, kein Fahrplan, kein Gedränge. Nur wir, ein leichter Wind, das leise Rauschen des Nils und das langsame Dahingleiten des Schiffs. Ich legte mich auf die Liege und später spielten wir nocj ne Runde Phase 10. Diese kleine Auszeit tat unglaublich gut – nach dem ganzen Stress am Morgen war es genau das, was wir gebraucht hatten.

 

Gegen 19 Uhr erreichten wir dann Edfu. Schon beim Anlegen sahen wir vom Deck aus die Lichter der kleinen Stadt funkeln. Es war eine warme, angenehme Abendstimmung und das Ufer war belebt.

 

Und fast hätte ichs vergessen zu erwähnen. Die Händler hier lassen sich ja immer was ganz Spezielles einfallen. Heute kamen sie mit kleinen Booten zu unserem Schiff und wollten von dort aus uns Tischdecken und Kleider verkaufen. Einer war sogar so frech, dass er einfach zu Kosi und mir eine Tischdecke ans Deck raufschmiss. Dann meinte er nur - wir haben sie jetzt, wir sollen sie kaufen. Auf die Frage, wie wir denn bezahlen sollten, zeigte er uns einen Plastiksack - diesen würde er ebenso zu uns werfen, damit wir dort das Geld reinschmeißen. Nicht mit uns! Wir erklärten mehrmals, dass wir nichts brauchen würden. Irgendwann wurde er so anstrengend, dass wir einfach die Decke wieder zurück ins Wasser warfen - ohne Geld.

Doch dann beobachteten wir bei unserem Nebenschiff, wie sie es nochmal versuchten. Und diesmal hatten sie Glück - dort kaufte eine Dame wirklich was…

Unglaublich die Aktion.

 

So, das war‘s für heute von uns.

 

Bussi Baba,

Kosanni

 

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