Tag 344: Ankunft in Luxor

Veröffentlicht am 10. November 2025 um 16:33

Bevor wir zu heute kommen, muss ich unbedingt noch ein bisschen vom gestrigen Abend erzählen, denn der war einfach wunderschön. Gestern legten wir am Abend in Luxor an und schon beim Anblick der Lichter entlang des Nils wusste ich: Das wird ein besonderer Abend. Wir hatten wieder ein tolles Abendessen auf dem Schiff, aber das Schönste war unsere Tischrunde – wir hatten wirklich großes Glück mit der Begleitung. Alle vier Mitreisenden waren so herzlich, offen und witzig, dass wir sofort eine super Stimmung hatten. Es wurde viel gelacht, erzählt und irgendwie fühlte es sich an, als würde man alte Freunde treffen. Ich bin so dankbar für diese schönen Begegnungen – sie machen Reisen einfach noch intensiver.

Nach dem Essen zogen wir uns nicht gleich zurück, sondern gingen noch zu sechst aufs Deck. Der Himmel war klar, der Nil glitzerte und über uns funkelten unzählige Sterne. Wir standen einfach da, genossen die Stille und das leise Schaukeln des Schiffes. Bis plötzlich jemand meinte: „Wie wär’s mit einem Abendspaziergang draußen?“ – und ja, warum eigentlich nicht? Also machten wir uns spontan auf den Weg, um den berühmten Luxor-Tempel bei Nacht zu sehen.

Und was soll ich sagen – es war magisch. Der Luxor-Tempel, auch bekannt als Ipet-resyt („das südliche Heiligtum“), wurde um 1400 v. Chr. erbaut und war einer der wichtigsten Tempel des alten Ägyptens. Er war kein Totentempel, sondern diente der Wiedergeburt der Königsherrschaft und den Ritualen, bei denen die Götter Amun, Mut und Khonsu gefeiert wurden. Besonders beeindruckend ist die lange Sphinxenallee, die den Tempel mit dem Karnak-Tempel verband – sie war einst über zwei Kilometer lang und umgeben von hunderten Sphinx-Statuen. Bei Nacht, beleuchtet von warmem Licht, wirkte der Tempel fast unwirklich. Diese riesigen Säulen, die Reliefs an den Wänden, die uralten Hieroglyphen – alles schien lebendig zu werden. Ich konnte kaum glauben, dass wir hier wirklich stehen, an einem Ort, der seit über 3000 Jahren existiert.

 

Nach diesem eindrucksvollen Spaziergang mussten wir uns leider von den beiden Schweizer Damen verabschieden, die am nächsten Morgen schon um vier Uhr aufstehen mussten, weil sie eine Heißluftballonfahrt gebucht hatten. Wir selbst hatten das nicht gemacht – für uns ging es erst um acht Uhr los, was ehrlich gesagt ganz angenehm war.

Heute früh starteten wir also etwas entspannter in den Tag. Unsere Gruppe bestand nun aus uns, den zwei Australiern – der 74jährigen Mutter mit ihrem Sohn – und drei jungen Australiern, die einfach super sympathisch sind. Beim Frühstück erzählten sie uns dann eine witzige Geschichte: Alle hatten gestern Abend Briefumschläge auf dem Zimmer bekommen – offenbar für Trinkgeld. Nur wir nicht. Kein Problem für uns, aber die Sache wurde kurios, als die jungen Australier meinten, sie hätten gleich zwei Umschläge gehabt – einer war für den „Guide“ beschriftet, der andere für das „Schiff“. Als sie bei der Organisation nachfragten, hieß es nur: „Das sei gar nicht üblich, dass der Guide selbst Umschläge verteilt.“ Tja, da sieht man wieder – überall will jemand noch ein bisschen extra verdienen. Aber wir nahmen es mit Humor und fuhren einfach gut gelaunt weiter.

 

Unser erster Stopp des Tages war der Karnak-Tempel und der hat mich wirklich umgehauen. Schon beim Betreten spürt man, wie monumental dieser Ort ist. Der Karnak-Komplex war einst das religiöse Zentrum des alten Ägyptens, gewidmet dem Gott Amun und seiner Familie. Über 2000 Jahre lang wurde er immer wieder erweitert – von Pharaonen wie Seti I., Ramses II. und vielen anderen. Ihr könnt euch das vorstellen, dass einfach jeder etwas dazu bauen konnte  - einfach so: Das bekannteste Bauwerk ist die große Säulenhalle mit 134 gigantischen Säulen – jede einzelne bis zu 21 Meter hoch und mit kunstvollen Reliefs überzogen. Es ist kaum zu fassen, wie Menschen damals ohne moderne Technik solche Bauwerke erschaffen konnten.

Leider war es bei unserem Besuch unglaublich voll. Überall Touristen, Selfiesticks und Gruppen, die sich gegenseitig fast über den Haufen liefen. Unsere Reiseleiterin gab sich alle Mühe, uns so viel wie möglich zu erklären, aber es war einfach zu laut. Trotzdem war es beeindruckend – allein die Größe, die Energie dieses Ortes, das Spiel aus Licht, Schatten und Geschichte. Und dann gab es da noch eine Statue, von der man sagt, sie bringe Glück, wenn man siebenmal um sie herumgeht. Na klar, das haben wir natürlich gemacht! Mal sehen, ob das was bringt – schaden kann’s ja nicht.

 

Nach einer kurzen Pause fuhren wir weiter zum Tempel der Königin Hatschepsut. Schon die Fahrt dorthin war beeindruckend: Wüste, Felsen, das leuchtende Licht der Sonne – und dann plötzlich dieser majestätische Tempel, der direkt in die Felswand hineingebaut wurde. Der Tempel trägt den Namen Djeser-Djeseru, was „das Heiligste der Heiligen“ bedeutet und wurde für Hatschepsut errichtet, eine der wenigen Frauen, die als Pharao über Ägypten herrschten. Sie war eine außergewöhnliche Persönlichkeit – klug, machtbewusst und ehrgeizig. Typisch Frau halt 😜

Ihr Tempel besteht aus drei riesigen Terrassen, verbunden durch Rampen. In den Reliefs sieht man Szenen ihrer Herrschaft, darunter auch ihre berühmte Expedition ins sagenhafte Land Punt, von dem es heißt, es sei ein Ort voller exotischer Tiere, Düfte und Schätze gewesen. Der Architekt des Tempels, Senenmut, soll übrigens nicht nur ihr Vertrauter, sondern auch ihr heimlicher Geliebter gewesen sein – zumindest munkelt man das. Egal, ob Mythos oder Wahrheit, die Geschichte macht diesen Ort nur noch faszinierender.

 

Ich stand einfach nur da und war sprachlos. Die Symmetrie, die in den Felsen gehauenen Säulen, die feinen Gravuren – alles wirkte so perfekt durchdacht und harmonisch. Es war heiß, aber die Atmosphäre hatte etwas Friedliches, fast Ehrfurchtsvolles.

Wir sind einfach dankbar, dass wir das erleben dürfen.

Der Tempel war nämlich ganz etwas anderes – er war mitten in eine Felsenwand gebaut und das sah sofort spannend aus. Die mächtige Felswand, aus der dieser Bau herausragt, vermittelt einem direkt: „Hier ist etwas Besonderes.“ Auch drinnen war alles voller Farbe und unterschiedlich gestaltet – Säulen, Reliefe, Nischen, Gänge mit ganz eigener Atmosphäre. Man sieht: Es ist doch nicht jeder Tempel gleich. Jeder Ort hat seinen eigenen Charakter und hier war er deutlich spürbar.

 

Da die 74 jährige Australierin aber nicht so lange in der Hitze gehen konnte, beschloss ich, mit ihr zurück zum Café am Eingang zu gehen — gemütlich sitzen, ein kühles Getränk, Schatten – während die anderen sich den Tempel in Ruhe ansahen. Kosi erzählte später: „Du hast nicht viel verpasst.“ Er berichtete auch, dass es ganz hinten am Tempel einen Eingang gab, vor dem zwei Männer standen. Sie wollten daran vorbeigehen, doch die Männer ließen sie nicht durch. Da nahm einer der Männer das Handy der anderen, um ein Foto von innen zu machen — Kosi dachte sich: Na gut, also darf man vermutlich nicht weiter, aber wenigstens ein Foto machen. Doch danach verlangte der Mann Geld dafür… Also typisch: offizielle Mitarbeiter oder Selbsternannte, die sich eine kleine Zusatzgebühr gönnen. Ansonsten war aber alles richtig schön.

 

Das Einzige, was ich so schade finde: Wirklich überall wird Geld verlangt. Man zahlt zum Beispiel einen Eintritt, dann muss man oft noch extra zahlen, wenn man statt der Tempelanlage noch zusätzlich in einen der Tempel rein will; und dann sind die Wege oft so weit vom Eingang entfernt, dass man zusätzlich noch einen Shuttle bezahlen muss – für eine ca. 1-Minute Fahrt…. Wenn sie einfach einen einheitlichen Preis machen würden, dann hätte das weniger Nachgeschmack.

 

Nach diesem Tempel ging es dann für uns weiter zum Valley of the Kings (Tal der Könige).

Das Valley of the Kings, gelegen auf der Westbank des Nils bei Luxor, war im Neuen Reich (ca. 1539–1075 v. Chr.) die Begräbnisstätte für die meisten Pharaonen der 18., 19. und 20. Dynastie – also Herrscher wie Tutankhamun, Seti I, Ramses II.
Warum genau dieser Ort? Nun, westlich des Nils galt symbolisch das Reich der Toten – und hier in den Hügeln hinter Theben war ein eher abgelegener, gut geschützter Ort. Die Hänge und Felsen machten es schwerer für Grabräuber – eine bewusste Entscheidung der alten Ägypter.

In den Grabkammern findet man aufwendig bemalte Szenen, in denen der verstorbene König seine Reise in die Unterwelt antritt: Texte wie das „Buch der Nacht“, „Buch der Tore“, „Buch der Göttlichen Kuh“ werden dort sichtbar. Auch Möbel, Kleidung, Schmuck und sogar Alltagsgegenstände wurden mitgegeben – damit der König im Jenseits weiterleben konnte.

Es war ein ehrfurchtgebietender Moment, dort zu stehen und sich vorzustellen, wie vor Jahrtausenden hier someone sein „letztes Heim“ hatte – und wie viel Mühe investiert wurde, damit seine Reise in die Ewigkeit möglich wäre. Und doch: Der Ort wirkt gar nicht „tot“ oder verlassen.

Einige Grabkammern waren nicht zugänglich – teils wegen Schutzmaßnahmen, teils wegen Erhaltungsgründen.

Auch dort wiederholte sich das bekannte Spiel: Zusätzliche Kosten für den nächsten Tempelbesuch, Shuttle-Services und Eingänge. Die hohen Eintrittspreise summieren sich enorm und alleine für den heutigen Tag hätten wir geschätzt über 70€ pro Person ausgegeben. Beim Valley of the kings zahlt man sogar 72€ pro Person insgesamt- wenn man wirklich alles sehen möchte!! Angesichts dessen, beschlossen wir schweren Herzens, den Tempel auszulassen.

 

Unsere Reiseleiterin informierte uns, dass wir für den teuren Eintritt von 17 €  (nur normaler Eintritt) nur 30 Minuten Zeithätten, da wir bereits im Verzug waren und der straffe Zeitplan eingehalten werden musste. Das war uns dann eindeutig zu stressig! Wir sind schließlich noch vier volle Tage hier in Luxor – wer weiß, vielleicht fahren wir auf eigene Faust dorthin, um uns alles entspannt und in Ruhe anzusehen. So nutzten wir die Zeit und warteten stattdessen vorne.

 

Als die Gruppe um 13:30 Uhr zurückkam, waren wir alle schon sehr hungrig, weshalb wir direkt zu einem Restaurant aufbrachen. Wir kamen erst gegen 14:00 Uhr dort an, aber das Warten hat sich gelohnt! Es gab eine große vegetarische Auswahl und das Essen war richtig lecker.

Nach dem Essen verließen uns leider die 74-jährige Australierin und ihr Sohn. Die Hitze und die vielen Eindrücke waren zu anstrengend geworden. Es war eine traurige Verabschiedung, doch wir sind dankbar, sie für ein paar Tage in unserer Reisegruppe gehabt zu haben. Es ist immer wieder schön, dass man während des Reisens so viele wunderbare Menschen kennenlernt!

 

Auch wir verabschiedeten uns dann von den anderen. Wie gesagt, wir bleiben ja noch ein paar Tage hier und der letzte geplante Stopp wäre der Luxor-Tempel gewesen. Da dieser nur 700 Meter von unserer neuen Unterkunft entferntliegt, wollen wir ihn später einmal in aller Ruhe besichtigen – ohne Zeitdruck und Menschenmassen!

 

Gegen 15:15 Uhr kamen wir in unserer Unterkunft an und wurden herzlich empfangen. Die Mitarbeiter waren unglaublich freundlich und bemüht! Wir wurden zu unserem Zimmer begleitet und staunten nicht schlecht: Wir haben sogar einen Balkon mit Aussicht auf den Nil und den Sonnenuntergang – gibt es etwas Schöneres? 😍

 

Eigentlich wollten wir den Abend ganz ruhig ausklingen lassen, doch gegen 17:00 Uhr meldeten sich die jungen Australier: Wir hätten etwas im Van vergessen. Also musste Kosi sich nochmal auf den Weg machen – ein 45-minütiger Fußmarsch zu ihrem Hotel, um das Vergessene abzuholen. Ich selbst streikte und genoss stattdessen die wohlverdiente Ruhe im Zimmer und auf dem Balkon.

Morgen werden wir Luxor zu Fuß erkunden, und ich bin schon sehr gespannt, was uns erwarten wird!

 

Bussi baba,

Kosanni

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